: Dahoam is dahoam
FRAUENFILM Der Bayerische Rundfunk verlegt Milena Mosers Roman „Blondinenträume“ mal eben nach München. Macht aber gar nichts („Blond bringt nix“, 20.15 Uhr, ARD)
VON JENS MÜLLER
Der erste Satz im Presseheft geht so: „Der Roman ‚Blondinenträume‘ von Milena Moser ist ein Ensemblestück und daher für einen Film besonders schwer zu adaptieren.“ Soll man(n) nun also erst mal dazu gratulieren, dass der Versuch gleichwohl unternommen wurde? Gerne doch.
Man kann bei der Gelegenheit auch gleich das – bis in die Nebenrollen – sehr gut gecastete Ensemble belobigen. Katrin Sass, Kathi Angerer, Amelie Kiefer sind gute Schauspielerinnen, keine Frage. Sie alle leben in Berlin; in München, wohin der Bayerische Rundfunk die Filmhandlung in Abweichung von der Romanvorlage verlegt hat, ist nur Amelie Kiefer geboren. Es wird durchaus münchnerisch gesprochen, aber Regisseurin Isabel Kleefeld hat klugerweise darauf verzichtet, den nicht einheimischen Teil der Besetzung mundartlich einweisen zu lassen. Das spröde Nordlicht Katrin Sass als Bayerin – schwer vorstellbar.
„Also ich hab g’hört, dass sie zuerst in Grünwald g’wohnt hat, und dann is sie in der Psychiatrie g’landet und jetz – hier!“ Hier ist eine graffitiverzierte Hochhaussiedlung in der Münchner Suburbia, die von Katrin Sass gespielte Lotti ist als Tagesmutter mit Alkoholproblem das Zentrum, um das die Erzählung über den gar nicht so kleinen Mikrokosmos der alleinerziehenden Mütter kreist. „Mamas geh’n nicht weg, nur Papas!“, weiß eines der – filmtypisch – etwas altklugen Kinder zu sagen. Die Ausnahme bestätigt nur die Regel: „Ham Sie schon das Neuste g’hört? In Block A is a Mann eing’zogen! Mit oan Kind! Ohne Frau!“ Die unerhörte Begebenheit elektrisiert sofort alle Frauen in der Siedlung, und dann erweist sich der von Wotan Wilke Möhring verkörperte Jakob auch noch als veritabler „Mr. Bombastic“, Popsong inklusive. Elma (Kathi Angerer) träumt gleich von der Hochzeit in Weiß, Natalie (Amelie Kiefer) etwas profaner – und realistischer – von der schnellen Nummer im Treppenhaus.
Das ist so lustig wie bitter, aber was will dieser Film nur, was für eine Art Film soll das eigentlich sein? Wieder zieht der etwas ratlose Rezensent das Presseheft zurate: „Eine reine Komödie ist es nicht. Es ist aber auch kein Drama. Es ist ein ‚Beziehungsfilm‘ geworden, wenn man das als Genre gelten lassen will, ein tragikomischer Film über Beziehungssehnsüchte und Frauensolidarität, von Frauen für Frauen gemacht, die Männer mögen, die aber auch wissen, dass Beziehungen jedweder Art nur dann glücken, wenn man mit sich selbst im Reinen ist.“
Ein Frauenfilm also, daher die Ratlosigkeit, vielleicht. Aber so schlimm, wie es im Presseheft klingt, ist der Film zum Glück nicht. Lotti, Elma und Natalie sind keine biederen Superweiber, Veronica Ferres bleibt einem auch erspart. Und die von Annette Simon adaptierte Romanvorlage der Schweizerin Milena Moser ist wohl auch keine so triviale Erbauungsliteratur, wie Hera Lind sie für eine ebenfalls weibliche Zielgruppe zu schreiben pflegt. Trotzdem, aus männlicher Sicht ist etwas unbefriedigend, was der Film als zentrale Botschaft transportiert: Auf Männer ist kein Verlass.
Schlimmstenfalls sind sie Frauen prügelnde Chauvi-Schweine wie Herr Meierhans, der auch in der Siedlung wohnt – bis schließlich seine Frau ihrer Feigheit gewahr wird und ihn vor die Tür setzt. Bestenfalls sind sie liebenswerte Aufschneider, Schwerenöter, Hallodris wie „Mr. Bombastic“. Ihres Glückes Schmied aber können nur die Frauen selbst sein.