DSi-Konsole im Test: Nintendo öffnet sich zum Web

Nintendo hat seiner tragbaren Spielekonsole DS eine neue Version verpasst. Das DSi genannte Gerät bietet mehr Multimedia-Funktionen und eine Internet-Anbindung.

Nintendo DSi ist bereits die dritte Version der Spielekonsole DS. Bild: ap

BERLIN taz Eigentlich hat Nintendos DS-System ein eher uncooles Image: Neben Kindern sei es vor allem für so genannte Casual Gamer geeignet, die nur ab und zu mal eine Runde zockten. Spieler, die es etwas härter liebten, griffen dagegen eher zu Sonys leistungsfähigerem Konkurrenten PSP, heißt es.

Doch genau die kritisierte Konzentration auf eine weniger "coole" Zielgruppe hat dem japanischen Hersteller enorme Erfolge eingebracht: Über 100 Millionen Mal verkaufte sich das DS-System seit seinem Verkaufsstart im Jahr 2004 inzwischen. Einfallsreiche Spiele wie etwa Gehirntrainer oder Sprachlernprogramme, die sich ganz einfach per Stift bedienen lassen, verkauften sich in enormen Stückzahlen.

Nun hat Nintendo eine weitere DS-Version herausgebracht. Es ist die bereits dritte und wurde auf den Namen DSi getauft. Das "i" steht dabei für "Internet" oder auch "Interaktion". Das System öffnet sich gegenüber dem Web. Alte Spiele bleiben allerdings kompatibel, so dass ein Käufer seine Sammlung gleich weiterzocken kann.

Am auffälligsten an der DSi sind die zwei Kameras, die nach innen zum Spieler und nach außen in die nähere Umgebung zeigen. Als echter Digicam-Ersatz ist die DSi allerdings nur bedingt geeignet, dazu ist die Auflösung der beiden Kameras zu gering (0,3 Megapixel) und insbesondere in nicht ganz so hellen Umgebungen zu unscharf. Außerdem zieht das Gerät Bilder bei der Aufnahme spürbar nach, eine Videofunktion fehlt entsprechend. Trotzdem macht es Spaß, die verschiedenen Linsen, Rahmen und anderen Spaßfunktionen auszuprobieren, die die Kamera-Software bietet. So kann man Gesichter verzerren, mehrere Aufnahmen verschmelzen oder sich selbst zu Super Mario umgestalten.

Wirklich interessant dürfte die Kamera aber erst werden, sobald mehr Spiele verfügbar sind, die sie auch unterstützen. Wie das gehen kann, zeigt das kostenpflichtig über den Internet-Kanal herunterladbare "Wario Ware", das man mit Hand und Kopf vor der Kamera bedient. Es ist allerdings nicht sehr umfangreich. Trotzdem lässt sich erkennen, wohin die Reise geht: Nintendo will auch auf der DSi mit neuen Bedienmethoden punkten, wie sie schon auf der "großen" Konsole Wii für Furore sorgten. (Allerdings sieht es unterwegs etwas merkwürdig aus, wenn man vor der Kamera den Clown macht.)

Eine weitere eingebaute Funktion ist ein Musikprogramm. Mit ihm kann man Klänge direkt aufzeichnen und dann kreativ manipulieren, sie rückwärts abspielen, mit Robotersounds oder Harmonien versehen und sie natürlich auch speichern. Eigene Musik kann ebenfalls mitgenommen werden, über einen SD-Kartenslot gelangt sie vom PC auf den Rechner. Problematisch ist höchstens, dass Nintendo aus unerfindlichen Gründen nicht das populäre MP3-Format unterstützt. Stattdessen muss man seine Songs etwa via iTunes in die modernere AAC-Technik umwandeln.

Besonderen Wert legt Nintendo bei der neuen DSi auf die drahtlose Internet-Anbindung per WLAN, über die man in einen neuen Download-Shop gelangt, in dem man sich gegen so genannte Nintendo-Punkte, die man vorher gegen Bares erwerben muss, neue Games besorgen kann. Deren Auswahl hält sich derzeit allerdings noch in Grenzen. Dafür gibt es hier einen Internet-Browser des norwegischen Herstellers Opera, der über eine an das Gerät angepasste Bedienung verfügt. Multimedia-Funktionen wie Flash beherrscht der allerdings nicht.

Auch ist die WLAN-Anbindung an sich nicht ganz unproblematisch. So beherrscht die DSi zwar endlich die moderne (und vor allem sichere) Verschlüsselungstechnik WPA2 hierfür, die funktioniert aber nur in der DSi-Bedienoberfläche sowie bei neuen Spielen. Für alte Titel muss man hingegen auf eine unsichere Verschlüsselung (WEP) zurückgreifen. Das heißt, dass man zwischen der Nutzung des neuen DSi-Onlineshops und dem Internet-Zocken von "Mario Kart" seine WLAN-Basisstation umkonfigurieren muss. Da das wohl niemand freiwillig tut, werden viele DSi-Fans wohl die unsichere Verschlüsselung angeschaltet lassen, die sowohl bei alten Spielen als auch bei neuen funktioniert. Doch genau das kann gefährlich werden, ist WEP doch längst geknackt.

In Sachen Optik und Bedienerfreundlichkeit macht die neue DSi einiges her. Der Kunststoff wirkt wertig, die Tasten sind angenehm zu bedienen, die beiden Bildschirme hell und die Lautsprecher gut. Auch wurde das Gehäuse etwas flacher. Intern wurde ein schnellerer Hauptprozessor verbaut. Das geht allerdings zulasten der Akkulaufzeit, die sich etwas verkürzt haben soll, was bei den insgesamt vergleichsweise langen Laufzeiten von vier Stunden und mehr aber kaum auffällt. Die DSi soll parallel zum Vorgänger DS Lite auf dem Markt bleiben - diese Strategie ist typisch für Nintendo. Käufer können sich also überlegen, ob sie das alte Modell für 140 Euro oder das neue für 170 erwerben.

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