DORIS AKRAPLEUCHTEN DER MENSCHHEIT : Nicht im August
Wer auf die Idee kommt, im August einen Baum an einer umstrittenen Landesgrenze zu fällen oder in Stuttgart einen umstrittenen Bahnhof abzureißen, sollte sich nicht wundern, wenn dabei etwas schiefgeht. Denn der August bringt nur Unheil: Im August begann der Vietnamkrieg, wurde Anne Frank verhaftet, Hiroshima und Nagasaki von der Atombombe getroffen, die Mauer gebaut, Jefferson Airplane gegründet, Ägypten von den Römern erobert, Elvis und die Monroe starben.
Im August kommen etliche Leute auf dumme Gedanken, so dass es kein Zufall sein kann, dass der einzige deutsche Vorname, der aus einem Kalendermonat besteht, der August ist, aus dem dann der dumme August wurde. Zu allem Überfluss starb der Namensgeber, Kaiser Augustus, wann wohl? Am 4. August. Und hatte im Übrigen vorher noch schnell die Republik beerdigt.
Das einzig Gute, was Augustus hinterließ, ist der Ferragosto, der 15. August, den der Kaiser als Tag bestimmte, der sowohl für die freien Römer als auch für die Sklaven ein arbeitsfreier Tag sein sollte. Die modernen Italiener haben daraus die richtige Konsequenz gezogen und gleich den ganzen August abgeschafft. Wer einmal im August in Italien war, kennt das Schild an Tankstelle, Kiosk oder Park: „Chiuso“!
Dass ausgerechnet in Prenzlauer Berg Latte macchiato in„An einem Sonntag im August“ getrunken wird, ist genauso wenig Zufall wie der Umstand, dass die Band Juli halbwegs erfolgreich ist, The August Band hingegen ein ein absolutes Schattendasein führt. Es gibt keinen echten August-Hit, nur Hildegard Knefs „Holiday time“ mit der für diesen Monat würdigen Zeile: „August time, not my time … Slaughter in Pakistan, slaughter on the Autobahn“. Auch William Faulkner wusste, in welchem Monat die Grausamkeit der Südstaaten besonders gut kommt: „Light in August“. Und nur die allererste Bundestagswahl 1949 fand übrigens im August statt. Warum wohl?
■ Die Autorin ist am 30. Juli geboren Foto: privat