DOMINIC JOHNSON ÜBER DEN MACHTKAMPF IM SÜDSUDAN : Wenn die Welt sich abwendet
Als Südsudan vor gut zwei Jahren unabhängig wurde, war die internationale Begeisterung groß. Über zwanzig Jahre Befreiungskrieg mit Millionen Toten hatte es gekostet, bis die geschundenen Südsudanesen endlich die Abspaltung vom Norden vollziehen und ihren eigenen Staat gründen durften. Sie übernahmen ein komplett verwüstetes Land. Internationale Geber standen Schlange, um den Aufbau – von Wiederaufbau zu reden, wäre übertrieben – zu fördern. In den Jahren zuvor hatten sich internationale Partner intensiv am Friedensprozess beteiligt, der Südsudans Unabhängigkeit ermöglichte.
Aber wie so oft in Konfliktgebieten gibt es auch im Südsudan zu wenig Engagement von außen, um die Stabilität des jungen Staates zu fördern. Hochmilitarisiert und in einer Dauerkonfrontation mit dem mächtigen Nachbarn Sudan gefangen, sehen sich die ehemaligen Guerillachefs weiterhin im Krieg gegen das Land, von dem sie sich losgesagt haben. Das rechtfertigt es in ihren Augen, die Macht zu monopolisieren und jeden Dissens als Staatsverrat zu bekämpfen. Schon so manch andere junge afrikanische Befreiungsbewegung, beispielsweise vor zwanzig Jahren die in Eritrea bei der Abspaltung von Äthiopien, hat sich auf diesem Weg in eine groteske Diktatur verwandelt.
Nun entfernt Südsudans Präsident Salva Kiir alle Rivalen aus der Staatsführung und öffnet sich damit den Weg zur Alleinherrschaft. Das ist kein gutes Zeichen. Südsudan braucht dringend eine Trennung von Staat und Regierungspartei und eine Stärkung parteiunabhängiger Institutionen. Dies wird jetzt nur noch durch Druck von außen zu fördern sein. Aber die internationalen Partner interessieren sich heute kaum noch für das junge Land. Irgendwann werden sie aufwachen und über Salva Kiir schimpfen. Dann aber ist es zu spät.
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