DOKUMENTATION: Gegen den »Maulkorb«
■ Jüdische Bürger solidarisieren sich mit Arabern
Wir protestieren in aller Schärfe gegen die am 9. Februar 1991 erlassene Verfügung von Berlins Innensenator Heckelmann, mit der einigen in Berlin lebenden BürgerInnen arabischer Herkunft — neben anderen Einschränkungen — jegliche politische Betätigung untersagt wird. Diese Verfügung ist Ausdruck einer Kriminalisierung, die pauschal durch die Herkunft der Betroffenen begründet wird. Das ist Rassismus.
Berichte von wachsendem Mißtrauen und Feindseligkeiten in den letzten Wochen gegen AusländerInnen aus arabischen Ländern und arabische BürgerInnen der Bundesrepublik Deutschland erfüllen uns mit Sorge. Das Trauma des Klopfens an der Tür, von Untersuchungen, Beschlagnahme von Papieren und ähnliche Schikane, all das gehört auch zu unserer Geschichte als Juden.
Der Golfkrieg hat uns noch einmal gezeigt, daß »andere« ständig in der Gefahr sind, als »Feinde« angeprangert zu werden.
Feindbilder sind die Ursache des Hasses und werden für die Kriege benutzt. Gerade weil unsere Herkunft und Geschichte durch Feindbilder geprägt sind, möchten wir helfen, in schweren Zeiten diese Feindlichkeit abzubauen und bekunden deshalb unsere Solidarität mit arabischen Menschen in Deutschland.
Die Zukunft (die schmale Chance einer Zukunft) hängt von der Fähigkeit beider Seiten ab, den Menschen hinter dem Feindbild wahrzunehmen, unsere Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu bejahen, unsere Verschiedenheit zu respektieren.
Bilden wir eine gemeinsame Front gegen Ignoranz und Haß, weitere Kriege und Selbstzerstörung. Ruth Jacobs im Auftrag
der Jüdischen Gruppe Berlin
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