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Archiv-Artikel

DIE ZERLEGTE ZAHL 38,9 Milliarden Euro

Gerichte sprechen ehemaligen Yukos-Aktionären eine Entschädigung zu

Russische Oligarchen können mit ihren Milliarden bekanntlich nach den Sternen greifen. Am Montag bekamen einige von ihnen eine Summe zugesprochen, die selbst in betuchten Kreisen noch für Erregung sorgen dürfte: Rund 37 Milliarden Euro muss Russland laut dem Ständigen Schiedsgerichtshof in Den Haag an ehemalige Aktionäre von Yukos zahlen – die heute alle im Exil leben. Der Öl- und Gaskonzern war einst der größte Russlands, bis ihn Wladimir Putin ab 2003 zerschlagen und reihenweise Manager wie Exchef Michail Chodorkowski einbuchten ließ. Am Donnerstag sprach der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Aktionären weitere 1,9 Milliarden Euro zu.

Ob Russland zahlt, ist offen. Legal kann sich die Regierung jedenfalls kaum weigern – Revision ist gegen beide Urteile de facto nicht möglich. Die Aktionäre können von nun an versuchen, russisches Staatseigentum, etwa Firmenbeteiligungen in anderen Staaten, pfänden zu lassen.

Und was passiert mit dem Geld, wenn Russland zahlt? Hier schließt sich der Kreis: Yukos hatte Steuerzahlungen in Russland durch diverse, oft kaum legale Tricks minimiert – was Putin den Vorwand für die brachiale Zerschlagung und Verstaatlichung lieferte. Nun könnte das Geld erneut in einer Steuersparinfrastruktur versickern. Kläger im Namen der Yukos-Aktionäre war die Firma GML Limited, die schon Mitte der 1990er Jahre zum Konzerngeflecht gehörte. Sie sitzt in Gibraltar, einer Steueroase. An GML wiederum sind diverse Firmen mit Sitz auf den britischen Virgin Islands beteiligt. Die Anteilseigner von Firmen können dort anonym bleiben und zahlen keine Steuern. Immerhin haben die GML-Töchter niedliche Namen. Übersetzt heißen sie etwa Fuhrmann, Drache oder Tukan – alles Sternbilder. INGO ARZT