DIE WORTKUNDE:
Eine der ersten Regeln, die man in Schreibschulen lernt, ist: „Vermeide Adjektive“. Denn meistens sagen sie nichts.
Genauso ist es auch bei der Verbindung von FEIGE und „Anschlag“, so wie es in den vergangenen Tagen oft zu hören war. Das DFB-Team hatte „keine Erklärung für ‚feige Anschläge‘ “, die UNO sprach von „barbarischen und feigen Anschlägen“.
Der Duden definiert feige als „[ohne Ehrgefühl] vor jeder Gefahr, jedem Risiko ängstlich zurückschreckend, ohne Mut“. Meistens werden Kinder feige genannt. Abgesehen davon, dass es eine merkwürdige Vorstellung ist, Kinder müssten zu tapferen und allzeit mutigen Menschen erzogen werden, kann man eines definitiv sagen: Ein Terrorakt ist nie feige. Wenn es feige Anschläge gäbe, müsste es auch mutige geben. Wie sollten die aussehen? Und wie würden wir sie kommentieren? „Furchtbar, was passiert ist, aber mutig war es schon“?
Wer von feigen Anschlägen spricht, tut das, um sich noch weiter von den Attentätern zu distanzieren: „Sie sind nicht nur barbarisch, sie sind auch feige. Aber wir sind mutig und zivilisiert.“ Emotional mag das funktionieren, die Debatte bringt es trotzdem nicht voran. AFRO
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