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Archiv-Artikel

DIE WERBEPAUSE Gangsta Rap für die fettarme Wurst

Verfickte Scheiße, ich hab mich wohl verhört? Die biedere Rundumwohlfühlwurst von „Du darfst“ hat tatsächlich ihre Unschuld verloren. So altbackene und liebgewonnene Slogans wie „Ich will so bleiben, wie ich bin“ oder „Mehr Genuss pro Kalorie“ sind passé. „Du darfst“ ist jetzt Gangsta-Rap: „Fuck the diet“ heißt der aktuelle Claim. Was kommt als Nächstes – Bushido als Testimonial?

Die Kampagne soll, so das Unternehmen, zu mehr Gelassenheit bei der Ernährung anregen. Als wären die kalorien- und fettreduzierten „Du darfst“-Produkte nicht eben dafür gedacht, das Gewicht in Schach zu halten. „Die Zielgruppe der Kampagne sind Frauen, die sich häufig Gedanken über Kalorien und Gewicht machen“, sagt eine Sprecherin.

PraktikerInnen stehen vor einem Problem: Wie fickt man eigentlich so eine Diät? Von hinten? Bei „Du darfst“ reagieren sie etwas unbeholfen. Übersetzen möchte man den Slogan lieber nicht. Er stehe für sich, heißt es. Angst vor einer negativen Wirkung ob des obszönen Vokabulars, das in Fernsehspots auch am Vorabend läuft, gibt es angeblich nicht, denn – kein Scherz! – es solle eine gesellschaftliche Diskussion angestoßen werden.

Doch obwohl die „Mehrheit der Frauen die Kampagne begrüßt“, wie die Sprecherin sagt, haben die Magermacher nun auf „Irritationen“ reagiert. Die brachen sich im Internet Bahn, auf der Facebook-Seite des Unternehmens zeigten sich Konsumenten „empört“, der Slogan sei „bockschlecht“, „peinlich“ und „niveaulos“.

Vergangenen Freitag startete „Du darfst“ deshalb ein dreitägiges Online-Voting für einen neuen Claim. Der wird nun auf den vorhandenen TV-Spot gesprochen und soll ab Samstag laufen. Künftig heißt es in altbackener Tradition: „Diät – ohne mich!“ Sich selbst ins Knie ficken? Du darfst!

TORSTEN LANDSBERG