DIE WERBEPAUSE : dpa: Interesse für das Frühstücksei
Wie diese Kampagne wohl entstanden sein muss? Da sitzt die kreative Speerspitze der Agentur thjnk beim morgendlichen Meeting im Café und zerbricht sich den Kopf darüber, wie man so was Unglamouröses wie Nachrichten bewerben soll. Und dann auch noch von dem alten Dampfer dpa, seit wann gibt’s die eigentlich? Ach, halt schon ewig, hat einer langsam gesagt und dabei ein bisschen träge in seinem karamellisierten Caffè Latte mit laktosefreier Milch gerührt und überlegt, wann dieses blöde Brainstorming endlich zu Ende ist und ob er es heute noch zum Yoga schafft.
Und dann hat er vor Aufregung den Rohrzucker über dem bestellten Frühstücksei verschüttet und gerufen, er hat’s, na klar. Warum interessieren sich er und seine Kollegen und die gesamte Ökomiliz seines Viertels eigentlich für Kaffee und Eier und Yogaübungen – aber, verdammt: „Wollen Sie nicht auch wissen, woher ihre Nachrichten kommen?“ Fertig war die neue dpa-Kampagne.
Das Zielpublikum der Werbeaktion ist damit festgesteckt. Wer sich nicht für sein Ei interessiert, interessiert sich auch nicht für seine Nachrichten. Aber die akademisierte Mittelschicht ist informiert. Gut informiert, dpa-informiert. Deswegen, so der logische Umkehrschluss, frisst sie auch keine Käfigeier. So ist das.
Ist das so? Ja, wenn man sich von der unheimlich effizienten Unprofessionalität des Internets abgrenzen muss, dann ist das so. Da kann ja jeder mal was über Eier twittern oder sonst wohin schreiben, ganz schnell geht das. Und wenn man nicht aufpasst, liest das jemand oder es steht gar noch in der Zeitung. Oder den Quatsch von der dapd! Die plappern auch immer alles nach und beim Namen haben diese unverschämten Jungspunde auch noch – na ja okay: fast, beinahe – abgeschrieben. Sogar beim Landgericht Hamburg sind sie jetzt damit durchgekommen, die Nachmacher.
Jetzt hat die dpa immerhin die bessere Werbekampagne. Denn sie haben ja recht: Was nützt der gerechteste Caffè Latte dieser Welt, wenn ich mich über das Fair Trade Siegel nur bei Facebook informieren kann? ANNA KLÖPPER