DIE WERBEPAUSE : Liebe in Zeiten des Glasfaserkabels
Das böse Internet. Ständig muss man dort gemeine Dinge lesen. Von Kommentar-Trollen und auch sonst allen, die einem Übles wollen: Sie schimpfen, hassen und verunglimpfen, dass es ein Graus ist. Das musste auch der Limonadehersteller Coca-Cola im letzten Jahr nach seiner Super Bowl Campagne „America is Beatiful“ erleben.
Gefühlsduslige Bilder, die neben klassisch-amerikanischen Cowboys und Surferinnen auch Menschen verschiedener ethnischer Ursprünge zeigen, waren da zu sehen. Amerika, das Einwanderungsland, dachte sich der Konzern offenbar. Und wollte das auch zeigen. Dazu wurde Amerikas Schönheit besungen – und zwar in verschiedenen Sprachen. Konservative setzten sofort zum Shitstorm an. Mehrsprachigkeit. Das geht nun wirklich nicht!
Dieses Jahr zum Super Bowl wollte Coca-Cola nun alles besser machen – allen voran das Internet. #MakeItHappy heißt die neue Kampagne und sie soll all jenen Paroli bieten, die soziale Netzwerke mit ihrer schlechten Laune verseuchen. Im zugehörigen Werbeclip wird’s symbolisch: Ein Techniker verschüttet versehentlich das Zuckerwasser in den Großrechner, schon strömt die Liebe durch die Glasfaserkabel. „The World is what we make it“, lautet der Claim.
Passend dazu fordert Coca-Cola dazu auf, schlecht gelaunte Posts auf Twitter, Facebook und Instagram mit dem Hashtag MakeItLove zu beantworten. Wenig später formt der Konzern ein lustiges Bildchen daraus. 469.138 Menschen waren diesem Aufruf bis Montagmittag gefolgt. Unter den eingereichten Posts fand sich auch der Satz „You sound like a Jew in a gas chamber“. Fröhlich codierte Coca-Cola ein ASCII-Bildchen daraus: Eine lachende Gitarre mit Verstärker. Dann wurde der antisemitische Inhalt offenbar doch bemerkt und der Post gelöscht. Aber, na ja, das Internet vergisst eben nichts. Schon gar nicht das Böse. Und das ist bekanntlich immer und überall. „The World is what we make it“, ne? MARLENE HALSER