: DIE GUTE DUMPFWALZE
■ Lenny Kravitz im Metropol
Luft war soviel vorhanden wie Platz im total überfüllten Metropol, wo Lenny Kravitz am Sonntag abend sein zweites Berliner Konzert gab. Die Sache kam ins Rollen mit einer hämmernden Heavy-Hippie-Gruppe „The Front“, die hauptsächlich Temperatur in die Halle brachte und der Luft durch Räucherstäbchen den letzten Sauerstoff nahm. Die darauf folgende beinermüdende Umbaupause ließ das Publikum anspruchsvoll werden. Doch nicht Lenny Kravitz kam, sondern eine kleine rundliche Schwarze mit ihrer Gitarre. „I am Toshi“, sagte sie nur und legte los. Und das Publikum mit ihr. Temporeicher rhythmischer Blues vom Feinsten, mit perfekter Gitarre und einem Gesang, der das Blut im Rhythmus fließen ließ. Sie spielte nicht für, sondern mit dem Publikum, und dementsprechend hatten beide Spaß.
Nach einer weiteren ewigen Umbaupause kam der Meister dann doch noch, steinfett, auf die Bühne gewankt. Und Lenny Kravitz und seine fünf Bandmitglieder donnerten erst mal im Hendrix-Stil los. Wie ein Flummi sprang Lenny Kravitz auf der Bühne herum. Versuche, auf den Gitarristen zu klettern, endeten damit, daß sich beide auf der Bühne herumwälzten. Ohne die Musik zu unterbrechen, versteht sich. Es gab bekannte Songs in leicht variierter Form, allerdings schlecht gemischt, da der Gesang öfter einer allumfassenden Dumpfheit unterlag, durch die auch der Saxophonist teilweise nicht durchzudringen vermochte. Dennoch: guter 60er Blues, Musik - eben Lenny Kravitz -, die den Metropolfußboden kräftig schwingen ließ. Besonders mit einer krönenden „Let love rule„-Version, bei der er das Singen dem Publikum überließ, während er und Band sich (mittlerweile oben ohne) auf dem Bühnenfußboden eine kleine Pause gönnten. Und das Publikum sang.
Kolja Keigler
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