DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Nackiger Naturliebhaber
WAS SAGT UNS DAS? In Kärnten wird ein Politiker beim Fremdgehen im Wald gefilmt – noch ist er anonym
Verhaltensoriginelle Politiker im österreichischen Bundesland Kärnten sind eher die Regel als die Ausnahme. Um nur ein Beispiel zu nennen: So schanzte der ÖVP-Chef Josef Martinz seinem Steuerberater einen Auftrag für ein sechsseitiges Gutachten im Wert von 12 Millionen Euro zu.
Für einen bisher ungenannten Kommunalpolitiker hingegen muss man eine gewisse Empathie empfinden. Der Mann wurde in den Wäldern des Lavanttales von einer – unerlaubt abgebrachten – Wildkamera beim Liebesspiel abgelichtet. Die Auflösung der Aufnahmen ist offenbar gut genug, dass klar ist, es handelt sich bei seiner Partnerin nicht um die Ehefrau. In Kärnten sind die Spekulationen über die Identität des Paares nun zum beliebtesten Smalltalk-Thema geworden.
Anfängliche Mutmaßungen, ein prominenter Vertreter der regierenden FPK (Die Freiheitlichen in Kärnten) sei in den Hinterhalt der Vögelkamera geraten, wurden von der Nachricht abgelöst, das Opfer sei ein Kommunalpolitiker der ÖVP. Das ist insofern glaubwürdig, als der Name noch immer geheim gehalten wird. Wäre jemand wirklich Bekanntes beim Fremdgehen im Walde überrascht worden, hätten wohl jene, die die Kamera illegal im Forste angebracht haben, Schadenersatzansprüche von bis zu 20.000 Euro in Kauf genommen und sich bei den Medien schadlos gehalten. Solche Ansprüche darf jemand stellen, der sich durch solche Aufnahmen bloßgestellt fühlt. RALF LEONHARD, WIEN