DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Die Bausünde
WAS SAGT UNS DAS? Irgendwer hat die Pläne vom BND-Neubau geklaut
Die Sicherheit auf Baustellen ist nicht nur beim Bundesnachrichtendienst, sondern in jeder Baugemeinschaft ein Thema. Sind die beteiligten Firmen vertrauenswürdig? Laufen die Subunternehmer Gefahr abzutauchen? Auch in Abstimmungsfragen tun sich auf relativ kleinem Raum relativ viele Probleme auf.
Auf der großen Baustelle des BND in Berlin – hier wird Platz für 4.000 Personen geschaffen – kommt zum normalen Baustress nun noch ein weiteres kleines Malheur. Denn anscheinend ist schon im vergangenen Jahr ein USB-Stick mit Plänen von der Baustelle, auf der man weder fotografieren noch ein Handy benutzen darf, verschwunden. Die Angaben dazu, wie geheim der betroffene Gebäudeteil im Norden der Anlage wirklich ist, variieren von gar nicht bis supersupergeheim. BND-Chef Ernst Uhrlau sagte gestern, er glaube nicht, „dass hochbrisantes Material den Weg an fremde Empfänger gefunden hat“. Geheime Gebäudeteile gibt es, trotz inszenierter Bürgernähe (Einkaufszentrum!) , selbstverständlich auch. Trotzdem: Der Riegel wird eine Trutzburg, jeder Handwerker, der einen Stein hebt, wird durchleuchtet. Egal, ob der Stein sicherheitsrelevant wäre oder nicht. Beim Architekturbüro Kleihues und Kleihues scheint man froh, mit der Panne nichts zu tun zu haben. Bei den Architekten Arnold und Gladisch möchte man sich gar nicht zu dem Fall äußern, auch nicht bestätigen, dass man tatsächlich für das Gebäude verantwortlich sei. Wer sich so geheimnisvoll gibt, muss nicht an einem Geheimdienstbau beteiligt sein, qualifiziert sich aber direkt. Vielleicht hätte das Bundesbauministerium – laut BND sind die nämlich verantwortlich – einmal die Unterlagen vom Hindu-Tempel in Südindien studieren sollen. Dort waren Kammern und Kammern mit Schätzen gefüllt, und keiner wusste es.
Doch wer profitiert eigentlich von der Panne? Kriminelle, gar Spione aus dem Ausland? Oder Hacker, die mal ganz verwegen ihre Computer verließen, um einen echten Gegenstand mitgehen zu lassen? Wahrscheinlich waren es nur die Townhousebesitzer, hinter deren Garten der monströse Komplex heranwächst. Ihnen nimmt der Bau einen Teil des Morgenlichts – das kann ruhig jeder wissen. NAT