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DIE GELDPOLITIK DER US-NOTENBANK ZEIGT ZURZEIT KEINE WIRKUNGGreenspans stumpfes Schwert

Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank Fed, ist der Herr der Finanzwelt. Seine Waffe ist die Zins- und damit die Geldpolitik. In letzter Zeit allerdings ist ihr Glanz getrübt, denn die Waffe wird zunehmend stumpfer. Seit mehr als einem Jahr senkt die Fed immer wieder die Zinsen – und die Konjunktur springt trotzdem nicht an. Ungewöhnliche Zeitläufte: Die Zinspolitik wirkt zurzeit nicht.

Das hat seine Gründe. Greenspan war auch deshalb so erfolgreich, weil er sich stets eng mit der Regierung abgestimmt hatte. Doch seit Bush an der Macht ist, stimmt der Gleichschritt nicht mehr. Bush trifft seine Entscheidungen auch mal ohne oder sogar gegen den Notenbankchef. Auch hat Greenspan sein Rezept zur Konjunkturbelebung, die Zinssenkung, bereits ausgereizt. Mit den derzeitigen 1,75 Prozent ist der tiefste Stand seit 40 Jahren erreicht. Abzüglich der Inflationsrate heißt das schon jetzt, dass die Zentralbank den Geschäftsbanken Geld praktisch umsonst leiht. Viel billiger jedenfalls geht es nicht mehr.

Vor allem aber ist die Fantasie der Börsianer wieder auf dem Boden der Realwirtschaft gelandet, und dort steht es sich derzeit hart. Viele Amerikaner sind hoch verschuldet, weil sie sich den Aktienboom auf Kredit geleistet haben. Das Land hat Angst vor weiteren Terroranschlägen, steht vor einem neuen Krieg mit dem Irak. Angesichts solcher Zukunftsaussichten verhalten sich Investoren lieber vorsichtig, auch wenn ihnen die Kredite hinterhergeworfen werden.

Und schließlich hat der Glaube an die Durchschlagskraft von Zinssenkungen abgenommen, weil das Vertrauen in den Kapitalismus insgesamt erschüttert ist. Nicht nur die Märkte halten nicht, was sie einst zu versprechen schienen – auch die Marktteilnehmer sind durch und durch korrupt, wie die Serie von Bilanzskandalen in den USA zeigt. Gestern Abend lief dort die Frist ab, bis zu der an die 1.000 Firmenchefs per Unterschrift die Integrität ihrer Firmenbücher attestieren mussten – die aber für Fristverlängerungen Schlange stehen. Solche Termine haben zurzeit mehr Einfluss auf die Konjunktur als die Ansichten eines Herrn der Zinsen, dem seine Waffe abhanden gekommen ist.KATHARINA KOUFEN

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