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Archiv-Artikel

DIE ENTSCHÄDIGUNG DER DDR-DOPINGOPFER BEENDET NICHT DEN SKANDAL Ein später Sieg der Moral

Jahrelang hat sich der deutsche Sport dagegen gewehrt, Verantwortung für die unschönen Seiten des DDR-Sportsystems zu übernehmen. Ja, er hat sich mit Medaillen und Rekorden ostdeutscher Athleten gerne geschmückt. Nun ist zumindest diese Schizophrenie zu Ende und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) entschädigt endlich 167 Dopingopfer – mit finanzieller Unterstützung des Bundes.

Natürlich wiegen die jeweils 9.250 Euro nicht die körperlichen und seelischen Leiden der Dopingopfer auf. Sie werden wohl nur eine rasch aufgebrauchte Unterstützung für notwendige medizinische Behandlungen sein. Der Beschluss bringt im Grunde lediglich ein bisschen Glück in ihr Unglück.

Wichtig ist jedoch, dass sich der DOSB nun – sehr spät – zu einer Anerkennung der DDR-Dopingpraxis und damit der Dopingopfer durchringen konnte. Voraussetzung dazu war offenbar, dass das Nationale Olympische Komitee (NOK) mit dem Deutschem Sportbund zum DOSB fusionierte. Vor einigen Jahren noch hatte das West-NOK das Vermögen des Ost-NOK einkassiert, ohne sich mit dessen problematischer Geschichte auseinanderzusetzen. Eine Entschädigung der Dopingopfer wurde abgelehnt. Nur dank der Hartnäckigkeit der Betroffenen und ihrer Anwälte wurde das Anliegen immer wieder öffentlich.

Mit den Entschädigungszahlungen des DOSB und des Bundes kann man das Kapitel DDR-Doping allerdings noch lange nicht schließen. Das menschenverachtende System des ostdeutschen Sports darf nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Wichtig ist zudem, dass das Handeln des deutschen Sports nun Vorbildcharakter für die Industrie hat. Schließlich stehen immer noch Verhandlungen mit dem Pharmahersteller Jenapharm aus, der als VEB Jenapharm zu DDR-Zeiten die Doping-Substanzen herstellte. Und siehe da: Direkt nach der Pressekonferenz schlug Jenapharm zügige Gespräche mit den Betroffenen vor und stellte Ausgleichszahlungen in Aussicht. Immerhin.JUTTA HEESS