DIE DREI FRAGEZEICHEN : „Zuerst war das Yoga“
STIMMT DAS? Ein Gericht hat entschieden, Körperertüchtigung vom indischen Subkontinent sei keine Religion
Schweizer Eltern wollten ihr Kind von den Yoga-Stunden im Kindergarten befreien lassen. Grund: Sie sehen darin eine hinduistische Religionslehre. Ein Gericht urteilte: Die Eltern haben Unrecht
taz: Herr Zeppernick, hat Yoga tatsächlich nichts Religiöses?
Thiemo Zeppernick: So wie die Übungen in dem konkreten Fall beschrieben worden sind, ist es mit Sicherheit nicht in den religiösen Bereich einzuordnen. Aber Yoga ist auch komplexer als reine Gymnastik, weil im Yoga nicht nur mit den Muskeln gearbeitet wird, sondern auch mit dem Meridiansystem, wie beispielsweise in der traditionellen chinesischen Medizin. Aber das bedeutet nicht, dass Yoga eine Religion ist.
Aber lässt sich Yoga von seinem religiösen Ursprung trennen?
Es ist fraglich, ob das Religiöse überhaupt der Ursprung war. Es gibt nämlich den Ansatz, dass erst das Yoga war und dann der religiöse Bereich dazukam. Das würde erklären, warum sich viele ursprüngliche Yogatechniken in verschieden Religionen wiederfinden. Also: Zuerst wäre demnach das Yoga, dann kam die Religion und heutzutage befinden wir uns in einem Prozess, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt: Wir haben Yoga mit Religion und Yoga ohne Religion.
Ist Yoga eine rituelle Handlung?
Es gibt die Möglichkeit Yoga rituell zu praktizieren und daraus eine rituelle Handlung zu machen, aber wenn in einem Sportstudium der Sonnengruß gemacht wird, dann kann ich ihnen versichern, dass es keine rituelle Handlung ist.
■ Thiemo Zeppernick (48) ist Vorsitzender des Berufsverbandes präventives Yoga und Yogatherapie.