DIE BVG INFORMIERT : Der Kriegstreiber
„Sonst kann die BVG doch Schnee!“ Schon etwas angefroren tippt mein rechter Zeigefinger die SMS an die Kollegin. „Heute kann sie es nicht. Seit dreißig Minuten warte ich auf den 29er.“ Gut, dass die Kollegin nicht auf mich wartet. „:)“, antwortet sie nur – und überlässt mich wieder dem BVG-Winterfahrplan. Der nächste Bus, der an den Moritzplatz rollt, ist der 140er nach Tempelhof. Es reicht. „Nehme den Umweg über Kotti und Hallesches Tor zur Kochstraße“, simse ich: „Kann dauern.“
Auf dem Bahnsteig der U8 will ein Infotrupp der BVG angesprochen werden. „Der 29er da oben“, deute ich auf die Tunneldecke, „der kommt wohl nicht?“ – „Der kommt nicht?“ – „Seit mehr als einer halben Stunde kommt er nicht.“ – „Woran liegt’s denn?“ – „Das wollte ich Sie gerade fragen. Vielleicht am Staatsbesuch?“ – „Ach ja, unser Freund ist in Berlin. Der Kriegstreiber. Sie wissen schon, was ich meine.“ – „Kann der so einfach einen Bus stoppen?“ – „Der kann alles. Aber er bleibt nur bis morgen. Holt sich seine Waffen bei der Kanzlerin, dann isser wieder weg, unser Freund. Der Kriegstreiber. Sie verstehen schon, oder?“
Ich bedanke mich und steige in die U-Bahn. „Krass, die BVG und Israel …“, simse ich an meine Kollegin. Die SMS geht nicht raus. Wie jetzt? Gab’s noch nie! Netz und so ist alles da.
Am Halleschen Tor blinkt die Infotafel: „Uhlandstraße 5 Minuten“. Vier Minuten später verspricht sie hoffnungsvoll „3 Minuten“. Den Eindruck habe ich schon länger: Um nicht als Berliner Bummelbetriebe dazustehen, hat die BVG die Länge einer Minute verdoppelt. Sieht einfach besser aus, wenn da „3“ statt „6“ steht oder „4“ statt „8“. Kurz darauf springt die Infotafel wieder auf den Hinweis „Uhlandstraße 5 Minuten“. Dreist. Blöd nur, dass der Mann vom Infotrupp nicht da ist. Gerne hätte ich ihn gefragt, ob das auch von Netanjahu stammt, seinem Freund, dem Kriegstreiber. UWE RADA