DIE BUND-LÄNDER-EINIGUNG ÜBER ELITEUNIS: HIRNRISSIG, ABER EIN ANFANG : Beamte bremsen, Studenten fördern
Wenn sich alle, aber wirklich alle Uni-Minister über einen Kompromiss freuen, muss etwas faul sein. Oder wie können plötzlich ein Rechtsausleger wie Sachsens Matthias Rößler, eine Mimose wie Edelgard Bulmahn und eine Unschuld vom Lande wie Doris Ahnen bei der Elite-Uni einer Meinung sein?
Nein, der vermeintliche Kompromiss ist ein Anschlag auf die intellektuelle Würde. Jeder Schnupperstudi und jeder Proseminarist weiß: Zwischen einem Leuchtturm (aus dem Bulmahn Elite ausguckt) und einer Schuppenflechte namens Netzwerk (mit dem die Länder Elite flach machen) existiert kein Zwitter. Egal. Wichtig und beklatschenswert ist: Es gibt künftig mehr Geld für die deutschen Unis – und es wird nicht per Gießkanne verstreut. Das heißt: Der Wettbewerb ist da. Endlich!
Der Spitzenuni-Beschluss, den die Bildungspolitik gefällt hat, ist in jeder Hinsicht außerordentlich: Er wurde schnell gefasst, er kam zustande, obwohl das deutsche Feuilleton dagegen mit dicken Kompendien zu Felde zog („Harvard ist steinreicher!“, „Elite kann man nicht machen!“), und er verändert, das ist das Wichtigste, die Koordinaten der Hochschullandschaft. Denn in der Konsequenz wird sich der Strukturfehler der „Mehr-Bildung-wagen-Hochschule“ nicht mehr vertuschen lassen: dass die Hochschulen empörend wenig Lehrpersonal haben. Jetzt wird allen, auch außerhalb der Unis klar, dass der Überfüllungsbeschluss, mit dem die Politik in den 70ern den Studentenberg bewältigen wollte, in Wahrheit ein Unterversorgungsbeschluss war. Geruchsintensive Massenveranstaltungen gab es immer; nun kommen elitäre Seminare mit acht Eleven hinzu. Nur, beides nebeneinander abzuhalten, das geht nicht, nicht unter dem Dach ein und derselben Uni. So etwas tolerieren nicht mal deutsche Studis.
Allerdings besteht noch ein Restrisiko. Um letzte Klarheiten zu beseitigen, haben die Hochschulminister eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Das sollte die Rektoren hellhörig machen: Denn ein Wettbewerb, den eine Runde von Spitzenbeamten hinter verschlossenen Türen ausbaldowert, ist ein gefährdeter Wettbewerb. CHRISTIAN FÜLLER