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DGB will den »Opfergang« für die deutsche Einheit nicht gehen

Berlin. Der Streik im öffentlichen Dienst prägte die gestrige 1.-Mai- Kundgebung des »Deutschen Gewerkschaftsbundes« (DGB). Vor rund 15.000 Teilnehmern im Lustgarten kritisierte die Berliner DGB- Chefin Christiane Bretz die Bundesregierung, aus der deutschen Einigung einen »Opfergang« für Angestellte, Arbeiter und Beamte zu machen. Es herrsche Unfrieden, weil im Lande die Ungerechtigkeit regiere. Bretz nannte als Ziel der Gewerkschaften, durch einen Tarifabschluß im öffentlichen Dienst die Einkommen an die steigenden Kosten anzupassen. Verluste bei den Realeinkommen würden nicht hingenommen.

Durch den Wegfall der konkurrierenden Systeme in Osteuropa glaubten die konservativ-reaktionären Kräfte in der Bundesrepublik, den »sozialen Frieden in diesem Land in Frage stellen zu können«. Bretz warf den öffentlichen und privaten Arbeitgebern vor, den Arbeitskampf bewußt provozieren zu wollen. Sie forderte die Einzelgewerkschaften zum Schulterschluß auf. Heute kämpfe die ÖTV, und morgen schon könnten es die anderen Gewerkschaften sein.

Als Gastredner versicherte der Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes, Norman Willis, den deutschen Arbeitnehmern seine Solidarität: »Wenn in Deutschland gestreikt wird, dann geht es ans Eingemachte.« Einen erfolgreichen Tarifabschluß bezeichnete er als eine »Voraussetzung dafür, daß die sozialen Beziehungen in Deutschland weiterhin funktionstüchtig bleiben«. Es gehe darum, den Versuch abzuwehren, über Druck und Lohndiktat die gewerkschaftliche Autonomie in Frage zu stellen und die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaften zu schwächen. Die deutsche Einheit dürfe nicht zum Abbau des Sozialstaats und der sozialen Gerechtigkeit führen, so Willis. sev

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