DGB-Vize Hexel: "Lohn beteiligt nicht am Wertzuwachs"
DGB-Bundesvorstandsmitglied Dietmar Hexel ist für eine Mitarbeiterbeteiligung - aber nur als Ergänzung zu Lohnerhöhungen.
taz: Herr Hexel, der DGB hat bereits Unterstützung für die Mitarbeiterbeteiligung signalisiert. Was reizt Sie daran?
Dietmar Hexel: Wir haben eine absolut ungerechte Vermögensverteilung in Deutschland. Das Nettoeinkommen ist in den letzten Jahren um den Faktor 3 gewachsen, das Einkommen aus Kapitalvermögen aber um den Faktor 12. Deswegen müssen wir darüber nachdenken, wie die Arbeitnehmer stärker am Kapitalzuwachs beteiligt werden können.
Warum fordern die Gewerkschaften nicht einfach mehr Lohn?
Das tun wir ja, siehe die Mindestlohndebatte. Lohn führt aber nicht zu einer Beteiligung am eigentlichen Wertzuwachs der Unternehmen.
Im Gegensatz zu Lohnerhöhungen wird das Geld, das in eine Kapitalbeteiligung fließt, nicht nachfragewirksam, es trägt also nichts zum Wirtschaftswachstum bei.
Richtig. Wenn wir sagen, dass wir uns eine Mitarbeiterbeteiligung durchaus vorstellen können, heißt das immer: zusätzlich zur Lohnerhöhung. Wer wie die CDU möchte, dass Teile des Lohns eingesammelt werden für eine Kapitalbeteiligung, ist bei uns an der falschen Adresse.
Abhängig Beschäftigte sollen zu selbständigen Arbeitnehmern werden, sagt CSU-Politiker Huber. Das klingt nach Scheinselbständigkeit: Die Risiken werden auf die Arbeitnehmer verlagert, ohne dass die Vorteile hätten.
Das ist ja genau das Problem des CDU/CSU-Vorschlags. Arbeitnehmer, die im Jahr nur 20.000 bis 40.000 Euro verdienen, können nicht auch noch ein Kapitalrisiko tragen zusätzlich zum Risiko des Arbeitsplatzverlusts. Deswegen neigen wir eher zu einem Fondsmodell, wie es die SPD entwickelt hat.
Die CDU hält dagegen, dass die direkte Beteiligung am eigenen Betrieb die Motivation und das Engagement steigere.
Arbeitnehmer sind nicht dann besonders motiviert, wenn sie am Kapital beteiligt sind, sondern wenn die Arbeitsbedingungen stimmen.
Beide Koalitionspartner fordern nun die Mitarbeiterbeteiligung. Ist sie schon so gut wie beschlossene Sache?
Wir müssen uns die einzelnen Modelle erst noch genauer ansehen. Aber die Summen, die jetzt im Gespräch sind, zeigen schon, dass es keine gigantische Umverteilungsmaschine wird, sondern nur ein vorsichtiger erster Schritt zur Korrektur der ungerechten Vermögensverteilung.
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