DFB-Team trotzt der schlechten Stimmung: „Wahnsinnig viel Spaß“
Nach der Presseschelte von DFB-Direktor Oliver Bierhoff präsentiert sich das Nationalteam vor der Partie gegen Tschechien bestens gelaunt.
Auffällig häufig war von Spaß und Freude am Dienstagmittag beim deutschen Nationalteam die Rede. „Wahnsinnig viel Spaß“ mache die Arbeit mit dem Team, versicherte der Bundestrainer Joachim Löw. „Ich freue mich auf die Spiele“, erklärte İlkay Gündoğan gleich zu Beginn der Fragerunde mit den Journalisten. Und Torhüter Kevin Trapp, der am Mittwoch gegen Tschechien (20.45 Uhr/RTL) mal wieder einen Einsatz bekommt, verpackte seine Vorfreude ganz grundsätzlich: Nationalspieler zu sein, sollte einen stolz machen. „Man sollte immer mit viel Spaß herkommen.“
Nachdem der oberste Imagebeauftragte beim DFB, Oliver Bierhoff, am Montag sich über das düstere Bild beklagt hatte, das öffentlich von der Nationalmannschaft gezeichnet werde, schienen die Team-Repräsentanten auf der Pressekonferenz in Leipzig eifrig bemüht zu sein, konträr dazu ein Bild der internen Schwerelosigkeit zu entwerfen.
Bierhoff hatte geklagt: „Es tut mir sehr weh, wie gerade mit den jungen Spielern umgegangen wird und dass immer eine dunkle Wolke über die Nationalmannschaft geschoben wird.“ Nationalspieler seien auch nur Menschen. Und Bierhoff verriet den Journalisten zugleich, wie er wieder glücklich werden könnte: „Wenn wir alle gemeinsam ein bisschen Wind machen, dass die Wolke weggeht, dann wäre ich happy.“ Dieser Auftrag an die Journalist:innen erinnerte in Ansätzen ein wenig an die öffentliche Medienschelte des FC Bayern, als Klubboss Karl-Heinz Rummenigge an das Grundgesetz und die Würde des Menschen erinnerte.
Nachdem Bierhoff am Vortag derartig wuchtig in die Bresche für das Nationalteam gesprungen war, wählte Löw am Dienstag einen dezenteren Ton. Man spüre, dass die Stimmung von außen anders sei. Mit den Spielen nach der Coronapause im September gegen Spanien und die Schweiz, bei denen man jeweils einen späten Ausgleich hinnehmen musste, habe man das Gefühl gehabt, „dass sich alles so ein bisschen dreht“.
Prächtige Perspektiven
Für Aufregung gibt es aber nach Ansicht von Löw keinen Grund. Nur ein Spiel habe man trotz des großen Umbaus nach der WM in Russland verloren. Mit Rückschlägen habe man bei dem noch jungen Team ohnehin gerechnet. „Es ist ein unglaublich hoher Willen und große Freude zu spüren, wenn sie kommen.“ Man müsse den Spielern Vertrauen schenken. „Ich bin mir sicher, die werden das irgendwann zurückzahlen.“
Neben der Stimmung sind also aus Sicht des Bundestrainers auch die fernen Perspektiven prächtig. Die gegenwärtigen Herausforderungen sind dagegen äußerst kompliziert. „Am Montag waren nur sieben Feldspieler auf dem Platz“, berichtete Löw, als er nach seiner Aufstellung für das Freundschaftsspiel gegen Tschechien gefragt wurde. Der enge Spielplan in der Coronazeit verlangt nach einer feinst austarierten Belastungssteuerung. Etliche Stammkräfte reisen erst vor den Wettbewerbsspielen in der Nations League gegen die Ukraine am Samstag und Spanien am Dienstag an.
Somit wird gegen die Tschechen erneut ein Nationalteam auf dem Rasen stehen, das so noch nie zusammen gespielt hat. Die Neulinge Philipp Max (PSV Eindhoven), Felix Uduokhai (FC Augsburg) und Ridle Baku (VfL Wolfsburg) bekamen von Löw zumindest eine Einwechslung versprochen. Julian Brandt, der bei Borussia Dortmund ohnehin nicht allzu sehr belastet wird, darf von Beginn an mitmachen.
Im Blickpunkt wird am Mittwochabend gewiss die zuletzt anfällig gewordene Defensive stehen. Doch Keeper Trapp warnte sogleich vor zu hohen Erwartungen: „Es ist nicht so einfach, wenn wir immer neue Spieler und Formationen haben, die nicht eingespielt sind.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut