DEUTSCHE ÖKOS PROBEN UMWELTSCHUTZ VON UNTEN IN CHINA : Ein Zeichen gegen den Trend
Es ist nicht einfach, auf die Aktiva in der chinesischen Umweltbilanz hinzuweisen. Der allgemeine Trend gibt allen Anlass zur Beunruhigung: vom Aussterben etlicher Tierarten über die starke Verschmutzung fast sämtlicher Flüsse und Seen bis zum rapide wachsenden CO2-Ausstoß und einer verheerenden Luftverschmutzung in den Städten. Schon heute liegen die ökologischen Folgekosten des hohen Wirtschaftswachstums bei offiziell geschätzten 10 Prozent des Sozialprodukts. China nähert sich damit einem Ökodesaster.
Gerade deswegen wagen es einige deutsche Umweltschutzorganisationen, in Kooperation mit chinesischen Umweltorganisationen Zeichen gegen diesen Trend zu setzen. Die heute in der Provinz Jiangxi beginnende internationale Seenschutzkonferenz ist ein solcher Versuch, Umweltschutz von unten in China zu organisieren. Öffentlichkeitswirksam geht es dabei um den Schutz der letzten Schneekraniche, konzeptionell will man beim Aufbau einer Naturschutzbewegung kooperieren – im von der Partei vorgegebenen Rahmen.
Viel Beifall wird es dafür zu Hause nicht geben. Zu leicht setzt man sich dem Vorwurf aus, der KP als Aushängeschild für eine im Kern verheerende Umweltpolitik zu dienen. Umso lobenswerter ist das Engagement von Global Nature Fund, Greenpeace und anderen, die in den letzten Jahren trotz unklarer Rechtsstrukturen und unkalkulierbarer Partnerorganisationen ihr Engagement in China beständig ausgebaut haben. Sie nähren heute den Fundus eines ökologischen Bewusstseins in einem Land, auf das die Welt noch angewiesen sein wird.
Und wenn die Partei dabei mitmacht: umso besser. Dass die Ökologie für die KP zur Überlebensfrage werden kann, dass Chinas Bauern heute immer weniger aufgrund von Armut und umso häufiger aufgrund der Folgen von Umweltvergiftungen oder weil man ihnen ihr Land für Industrialisierung wegnimmt, gegen die Regierung aufbegehren, ist als Erkenntnis längst bis zur Parteispitze durchgesickert. Nur deshalb gibt es überhaupt den neuen öffentlichen Raum für Konferenzen wie in Jiangxi. Ihn gilt es auszuweiten. GEORG BLUME