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Archiv-Artikel

DEUTSCH-SOWJETISCHE FREUNDSCHAFT Verpasste Business-Chancen

ANDREAS RÜTTENAUER

AUS SOTSCHI

Das könnte alles mir gehören. Nein, das habe ich nicht wirklich gedacht, als ich am Sonntag zum ersten Mal das Ski-Resort in den kaukasischen Bergen über Sotschi gesehen habe. Und doch muss ich mich an den Herbst 1990 erinnern, in dem mich ein junger Armenier, der in Sotschi Touristik studiert hat, zum Geschäftsmann machen wollte.

Damals hatte es eine Gruppe von Studenten aus München nach Adler verschlagen. Ein Kurzurlaub während eines Auslandssemesters in Rostow am Don. Den Kiesstrand fanden wir unbequem zum Baden. Leib an Leib lagen die Menschen in der Sonne. Für die Tauben war kein Platz zum Landen auf den Steinen. Als sich eine Taube auf mich setzte, bin ich sehr erschrocken. Es war eine schöne Woche.

Dann kam Geros. Was für ein Name! Vor allem in Südrussland, wo jedes G wie H ausgesprochen wird. Heros! Er hat uns angesprochen, als wir in einem zugigen Café saßen. Ein Mann mit Träumen traf auf einen Haufen Westler, die nur Augen für das Meer hatten. Er drehte uns um, zeigte auf die Berge und schwärmte von der Schönheit des Kaukasus.

Mit ihm sind wir ins Gebirge gefahren, haben Schaschlik gegrillt am Ufer eines Baches. Wir sind in seine Familie eingeführt worden, die in den Bergen ein Haus hatte. Wir ließen uns bewirten und beschenken. Die Digitaluhr mit der rubinroten LED-Anzeige habe ich immer noch. Schöne Uhr, habe ich damals gesagt. Sie gefällt dir? Nimm sie mit, sie gehört dir! Ich wusste, dass Russen so sein können, wollte die Uhr nicht wirklich und habe mich des Schenkers doch nicht erwehren können.

Was Heros von uns wollte, konnten wir ihm nicht geben. Die Berge hat er uns gezeigt, weil er sich sicher war, dass diese sich vermarkten ließen. Das ist besser als Nizza mit den Seealpen im Rücken, hat er gesagt. Er wollte Business mit uns machen. Unten Sonnenbaden, oben Skifahren. Eine wahrhaft olympische Idee. Wir sollten ihm deutsche Touristen besorgen und er hätte dafür gesorgt, dass diese Pisten vorfinden, wollte sie mit dem Hubschrauber auf verschneite Hänge fliegen lassen.

Als wir zurück in München waren, hatten wir noch ein paar Mal Kontakt zu Heros. Der dürfte sich geärgert haben, dass er an einen Haufen g’schlamperter Slawistikstudenten geraten war und nicht an tatendurstige Geschäftsleute. Heute sehe ich mich in Rosa Chutor um und bin froh, dass ich mit dieser Betonorgie nichts zu tun habe. Obwohl …