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Archiv-Artikel

DETLEF KUHLBRODT ÜBER DIE IKONOGRAFIE DER FEIERN ZUM „FEST DER EINHEIT“ Riesen, Lichter, Domino

Das offizielle Erinnern wirkt meist hilflos. Das liegt vermutlich in der Natur der Sache; gilt es doch, möglichst einfache Symbole zu finden, unter deren Zeichen die Bürger feiern sollen. Diese Symbole sind kindlich, wie die Riesen, die vor einem Monat die Wiedervereinigung symbolisieren sollten, und oft ambivalent, wie die tausend bunten, zweieinhalb Meter großen Dominosteine aus Styropor, die im Dienste des Andenkens gestern Abend am Brandenburger Tor umfielen.

In Leipzig war schon am 9. Oktober gefeiert wurden. Mit einem Lichtfest, zu dem 100.000 Menschen kamen, gedachte man des 20. Jahrestags der Friedlichen Revolution. Die Idee dazu stammte von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, und die sauberen Reklamebilder, die so entstanden, sollten eine Lücke füllen: den wirklichen Bildern von damals, Amateuraufnahmen zumeist, wird nicht zugetraut, die Bedeutsamkeit des Ereignisses darstellen zu können.

Schon 1989 waren ikonografische Erinnerungsbilder inszeniert worden: Den Stacheldraht, den Gyula Horn und Alois Mock am 27. Juni 1989 an der österreichisch-ungarischen Grenze zerschnitten, gab es längst nicht mehr, man hatte ihn für das berühmte Foto noch mal hingestellt. Und in den Wende-Gedenksendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind fast nur Bilder vom 22. Dezember zu sehen, dem Tag, an dem das Brandenburger Tor mit großer Medienbegleitung wiedereröffnet wurde.

Die offizielle Erinnerung vereindeutigt geschichtliche Ereignisse. Die Geschichte von 1989 dagegen wird eher in den Filmen von Ex-DDR-Dokumentaristen wie Volker Koepp, Thomas Heise, Andreas Voigt oder Gerd Kroske deutlich oder in den Amateuraufnahmen, die derzeit auf dem Cottbuser Filmfestival zu sehen sind.