DER WEG ZUR FLITTCHENBAR : Schlauer als wir
30 Leute kommen aus dem Kino und warten im Regen auf den 200er Bus. Als er endlich vorfährt, tapsen sie zaghaft über die Eisschollen. Vor der Bustür stauen sie sich. Ein Mann sagt „dummes Arschloch“ zum Fahrer. Als der Bus voll ist, fährt er nicht ab. „Sie steigen aus, oder ick ruf die Polizei“, sagt der Fahrer zum unflätigen Passagier. Der kontert: „Aber ich habe mich doch schon bei Ihnen entschuldigt, vor anderen Leuten, fahren Sie doch los, bitte!“ Der Fahrer: „Ick hab ooch Emotionen. Sie sagen hier nicht Arschloch zu mir!“ Zwei, drei Fahrgäste versuchen zu vermitteln, die Männer bleiben stur.
Es dauert noch eine Weile bis zur Abfahrt, und deswegen komme ich zu spät zur Flittchenbar, wo man viel Wert auf pünktliches Erscheinen legt. Vor dem Eingang warten acht Leute, der Türsteher lässt niemanden mehr rein. Der Schauspieler Robert Stadlober kommt raus, stellt sich an einen Heizpilz, raucht und will anschließend zwei der Wartenden über seinen Gästelistenplatz in den Club schleusen. Der Türsteher bleibt hart. Meiner klugen Begleiterin fällt das Passwort ein: „Kaspar, Melchior, Balthasar. Das stand in der Einladungs-E-Mail.“ – „Das kam auch im Radio“, antwortet der Türsteher. „Für die echten Gäste gibt’s ein anderes Passwort.“ Ich frage ihn, ob er die Pressefrau rufen kann, aber er kennt deren Namen nicht, und hinterher, als ich die Pressefrau drinnen treffe, sagt sie, sie sei selber um ein Haar nicht reingekommen. Meine Begleiterin versucht es noch mal, der Türsteher lässt sie abblitzen: „Du glaubst, Du bist schlau, aber ich bin schlauer.“
Zehn Minuten später hat die rasend gut aussehende Chefin des Türstehers Gnade mit uns. Vier Stunden und viele Biere später gratulieren wir Christiane Rösinger zum 50. Geburtstag und sagen, wie klasse ihre neue CD ist, besonders „Ich muss immer an dich denken.“ Sie antwortet, dass das Lied sie noch immer sehr traurig macht. CRISTINA NORD