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DER WAHRE HERBERT

■ Wiederverwendungsanlage Showbusineß

Ob Wiglaf Droste noch tanzen kann, wenn er nicht gerade unterwegs ist in Sachen Recycling seiner vergangenen Arbeit, weiß ich nicht. Auf jeden Fall aber kann man Rhythmusschwächen konstatieren in seiner Wiederaufarbeitsmaschine. „Grönemeyer kann nicht tanzen“, ein Artikel, den wir als Konzertkritik anläßlich Herberts Konzert im Tempodrom am 5.5. 1986 auf Seite 12 veröffentlichten, hat er nun auch noch mit Hilfe von Bela B. (Ex-Ärzte) vertont. Wiglaf Droste kann nicht singen. Er kann Herbert Grönemeyer imitieren, dessen Gesangsstil kopieren, er kann nuscheln, er trifft den Stakkatogesang des Mannes aus Bochum und was als Persiflage auf den Inhalt der Texte gedacht war, bleibt in der Rille der Platte genauso unverständlich wie im Originalslang des Ruhrgebietlers. Das Beste an der Single ist die Rückseite. Zwar recycled er auch hier einen Text „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“, den er wie den ersten auch schon in seinem „Kommunikaze„-Band im a-verbal Verlag veröffentlicht hat, doch hat diese Vertonung immerhin den Reiz des Kurzfilms „Das winkende Mädchen“. Der Ton hebt an, der Bass, das Schlagzeug, Rhythmus- und Sologitarre, vier Worte: „Ich stand am Band“, und schon ist der Spuk auf dem Plattenteller vorbei.

Das ist also insgesamt doch ein wenig dürftig für den Sprung in die Charts. Allenfalls die Liebhaber der Lyrik Wiglafs kommen auf ihre Kosten, Sammler kleiner Auflagen, Fetischisten und diejenigen, die schon immer wußten, daß es auch Wiglaf nicht besser kann. Daß darüber hinaus noch unbedingt ein T-Shirt im Angebot ist mit dem Plattencover auf der Brust, kann im Zusammenhang mit der Verwurstungsanlage nur noch erwähnt werden mit dem Hinweis, daß die 22 Mark besser in andere Hemden angelegt werden sollten. Oder ist der kratzende Aufdruck auch noch ein sublimer Hinweis auf die andauernde Kratzfestigkeit des Autors?

Qpferdach

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