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■ DER TIPDer fürstliche Filmemacher

(Jean-Luc Godards „Soigne ta droite“, 23.25 Uhr, ZDF) Jean-Luc Godard hat sein Publikum immer überrascht, oft genug auch nachhaltig irritiert. So auch in dem 1987 entstandenen, in deutschen Kinos nie gezeigten Spielfilm Soigne ta droite. Der publicityscheue Regisseur, den man bis dahin nie in Designerklamotten sah, tritt in diesem Film klassisch durchgestylt vor die Kamera: schwarze Schuhe, grauer Anzug, grauer Mantel, Schildpattbrille. Er spielt einen Filmemacher, der „von höherer Stelle“ den Auftrag erhält, sich innerhalb eines Tages eine Geschichte auszudenken, sie zu verfilmen und eine Kopie bis zum späten Nachmittag in der Hauptstadt abzuliefern. Die Figur ist angelehnt an Dostojewskis Romanfigur des Fürsten Myschkin aus dem „Idiot“. Doch Godard wäre nicht Godard, wenn er diese oder die anderen Geschichten des Films einfach linear erzählen würde. Sie sind verwoben zu einer Komposition aus Bildern und Tönen. Das schwer Erklärliche daran sei, schrieb unser Filmkritiker Thierry Chervel, daß Godards Bilder wirken, ohne spektakulär zu sein. „Es ist gerade nicht so, daß seine Perspektiven, gewählter sind, es gibt auch keine Filter, Blenden, Entwicklungstricks, extreme Weitwinkel- oder Teleobjektive — mir scheint, der ganze Film ist mit Normalobjektiv aufgenommen. Godards Bilder sind klassisch“.

Der Klassiker des Nouvelle vague wird heute sechzig Jahre. Aus diesem Anlaß zeigt das ZDF in seiner kleinen Werkschau nicht nur Soigne ta droite in deutscher Erstaufführung, sondern vorher gibt's noch ein 45minütiges Porträt des Cineasten.

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