DER RECHTE RANDWarum ein NPD-Landesvorsitzender die Führung aufgibt : Das eitle Ich
Gegenwartsorientiert wollte Christian Berisha den NPD-Landesverband ausrichten und die Mitglieder ermuntern, soziale Themen aufzugreifen. In einer Parteibroschüre schrieb er, wie sich die Kameraden kleiden sollten, um bürgernah zu wirken. „Ich habe seit meinem Amtsantritt als Parteivorsitzender der NPD in Niedersachsen einen konsequent professionellen Kurs in der Innen- und Außendarstellung der Partei verfolgt“, sagt Berisha. Den Landesvorsitz hat er nun geschmissen – aus Enttäuschung über die eigenen Parteimitglieder.
Vor acht Monaten übernahm Berisha die Führung des Verbandes mit rund 500 Mitgliedern. „Wir werden die Menschen ansprechen, die benachteiligt werden“, versprach er. Einen Tag vor der Landesvorstandsitzung am 5. Februar erklärte er jedoch, dass er sich den „internen politischen Machtkämpfen schlichtweg nicht gewachsen“ fühle. In einem Schreiben, das eigentlich, so die NPD-Landesgeschäftsführerin Jessika Keding, nur an die Landesführung gehen sollte, schimpfte Berisha: Es sei schon „ein einmaliger Vorgang“, erst zwei Monate später von einem Protokoll zu einer Bundesvorstandssitzung zu erfahren, in dem stehe, dass sieben Unterbezirke eine Neuwahl des Landesvorstandes vorantreiben.
Ricarda Riefling, NPD-Bundesvorstandsmitglied und Landessprecherin, wurde als Strippenzieherin ausgemacht. Sie konterte: Berisha hätte viele Ideen, „für die Umsetzung waren aber stets andere zuständig – der große Chef delegiere nur“. Statt eines „Wir“ gebe es für Berisha „nur ein eitles Ich“. Auf der Vorstandssitzung gab auch Riefling ihr Amt ab.
Die NPD bemüht sich, den Konflikt herunterzuspielen. Keding sagt, der Verband werde sich „mit aller Kraft den aktuellen und wichtigen Themen in Niedersachsen widmen“. Die Vorbereitungen für die Landtagswahl im Januar 2013 würden laufen. Die Führung übernahm kommissarisch Manfred Börm.
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland