DER RECHTE RANDWARUM EINE JUGENDSZENE-STUDIE VOR ALLEM FÜR STREIT SORGT : Zu früh weitererzählt
Jugend-Szene mit Rechtsdrall – oder organisierte Struktur? Ein Bericht über die Region Nordstormarn, den das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein vorgelegt hat, sorgt für eine heftige Debatte: „Die Diskussion ist äußerst angespannt“, sagt Astrid Petermann, Landeskoordinatorin des Netzwerkes. Auf Seite 31 des Berichts soll es heißen, dass „eine organisierte Szene vor allem junger Rechtsextremer samt einem Umfeld von Mitläufern und Unterstützern, die kontinuierlich und gewalttätig aktiv ist“, existiere – und das „betrifft vor allem Reinfeld“.
Moment: Wieso „soll es heißen“? Der Bericht, für des das Netzwerk mehr als 20 Kenner und Betroffene in den Orten Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinfeld befragt hat, ist nicht öffentlich. Einzig das Hamburger Abendblatt konnte bislang aus der Studie zitieren. Das aber sei „nicht abgesprochen“ gewesen, der Stadtjugendpfleger habe Inhalte „ohne Rücksprache“ an die Zeitung weitergeleitet, sagt Petermann: „Wir sind gar nicht dazu gekommen mit unserem Material intern zu arbeiten. Der Bericht hat keinen Anspruch einer wissenschaftlichen Erhebung.“
Im Netzwerk – zu dem auch die Polizei gehört – läuft nun eine Diskussion darüber, inwieweit die da genannte organisierte Szene wirklich existiert. Immer wieder bricht Streit darüber aus, ab wann Gruppen wie die „Autonomen Nationalisten Stormarn“ ein festes Netzwerk sind – oder bloß eine Jugendclique. Die Polizei neigt eher der zweiten Lesart zu.
Es handelt sich schon um die zweite Untersuchung, die das Beratungsnetzwerk mitverantwortet, die am Ende nicht veröffentlicht werden darf: Einer früheren Arbeit zum Kieler Norden wurden „sehr pauschale“ Aussagen die Polizei betreffend vorgeworfen: Diese würden „dem Engagement des örtlich sehr aktiven Polizeibeamten nicht gerecht“, sagte etwa Kiels Kulturreferent Rainer Pasternak.
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland