DER RECHTE RAND : Medienwirksamer Style
In der Szene ist das Outfit im Trend: Sonnenbrille und schwarzen Kapuzenpullover tragen auch im Norden immer mehr Angehörige des braunen Milieus. Bisher nicht dadurch aufgefallen, das Äußere linker Autonomer zu kopieren, sind die „Autonomen Nationalisten Hamburg“ (ANH). Die präsentieren sich neuerdings immerhin mit einer eigenen Website.
Für eine Art Publicityerfolg reichte das: Der Hamburger Verfassungsschutz (VS) berichtete jüngst auf seiner Internetseite über die ANH, lokale Medien griffen das Thema auf. Obwohl der VS eine ungewöhnlich lange Mitteilung publizierte, fanden sich darin keine Informationen zu Größe und Schlagkraft der ANH. Es handele sich um „wohl knapp zehn Personen“, heißt es aus VS-Kreisen – Zahlen, die ansonsten wohl nicht zu so viel Aufmerksamkeit führen würden.
Auch manche Medien seien beim Thema „Autonome Nationalisten“ (AN) schnell „angefixt“, sagt Jan Raabe. Der Sozialpädagoge beschäftigt sich seit Jahren mit rechter Jugendkultur, derzeit arbeitet er an einem Buch über die AN mit. „Der mediale Hype“, mutmaßt Raabe, „dürfte seinen Drive durch eine Links-Rechts-Gleichsetzung bekommen haben“ – getreu der vermeintlichen Logik, dass Links- und Rechtsradikale, gleichermaßen gewaltbereit, nun auch noch gleich aussähen.
Wolfgang Nacken vom „Mobilen Beratungsteam“ in Hamburg schätzt, die Neonazis wollten sich mit der Übernahme des autonomen Styles der „Stigmatisierung“ entziehen und außerdem „mit dem revolutionäreren Habitus neue Mitstreiter gewinnen“. So liefen auch schon altgediente Kameradschaftler im aktuellen Chic herum. Nacken sah sich auch die Website der ANH genau an – „seit Mai gab es dort drei Beiträge, fast bloß kopiert von anderen Szenewebsites, viel passiert da nicht“.
Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland