DER IRANISCHE PRÄSIDENT BETREIBT DAS GESCHÄFT DER USA UND ISRAELS : Mit Heiligenschein zum Holocaust
Gäbe es den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad nicht, müssten ihn die USA und Israel erfinden. Denn wer könnte besser als er die Welt psychologisch auf einen möglichen militärischen Angriff auf den Iran vorbereiten? Wäre der Mann mit einem Körnchen Vernunft begabt, könnte Angela Merkel ihn zu einem Besuch nach Deutschland einladen und gemeinsam mit Paul Spiegel vom Zentralrat der Juden überall dorthin führen, wo sich nachweisen lässt, dass doch Millionen Menschen im Holocaust umgebracht wurden.
Aber mit Vernunft hat der Mann nichts am Hut. Zumindest im Iran hat er sich längst zum Gespött gemacht. Er erzählt ernsthaft davon, dass er von Mahdi, dem „verborgenen Imam“, einer Art schiitischem Messias, dazu berufen worden sei, den Weg für dessen Rückkehr vorzubereiten. In einem Bericht, den er nach seiner Teilnahme an der UN-Vollversammlung seinem Kabinett vorgetragen hat, schilderte er, wie der heilige Mahdi ihn bei seinem ersten Auftritt auf internationaler Bühne unterstützt habe: „Als ich den Saal betrat, umgab mich ein Heiligenschein, was dazu führte, dass sämtliche Staatsoberhäupter erstarrten und gebannt auf mein Antlitz blickten.“ Er habe eine halbe Stunde lang geredet, und während der ganzen Zeit habe nicht ein einziger unter den Anwesenden mit den Augen geblinzelt. Eine Zeitung konnte sich die Frage nicht verkneifen, wie der Präsident dies bei dem großen Publikum habe feststellen können.
Kann man, muss man diesen Mann ernst nehmen? Ja und nein. Man kann seine Äußerungen, Israel solle von der Landkarte getilgt oder nach Europa umgesiedelt werden, getrost zu den Akten legen. Iran ist weder in der Lage noch gewillt, Israel anzugreifen, geschweige denn, den Staat auszulöschen. Ernst nehmen muss man ihn aber aus zweierlei Gründen. Zum einen, weil seine Worte bei den Radikalislamisten und zumindest einem Teil der Massen in den islamischen Ländern auf fruchtbaren Boden fallen und den Hass gegen den Westen und Israel weiter schüren. Zum anderen, weil sie den USA und Israel, die längst Pläne zu einem Angriff auf Iran in der Schublade haben, einen willkommenen Vorwand liefern, diese vielleicht doch in die Tat umzusetzen. BAHMAN NIRUMAND