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Archiv-Artikel

DER FALL

Im März 1976 putschten sich in Argentinien die Militärs an die Macht und entfachten eine beispiellose Vernichtungskampagne gegen alle, die sie als politische Gegner einstuften. Rund 30.000 Menschen wurden gefangen genommen und ermordet, ohne dass je Einzelheiten über ihr Schicksal bekannt geworden wären. Zwischen 1976 und 1977 „verschwanden“ auch mindestens 14 gewerkschaftlich organisierte Betriebsräte des Mercedes-Werkes bei Buenos Aires. Die Journalistin Gaby Weber geht diesen Fällen seit Jahren nach – ihre Recherchen führten zu dem Verdacht, die Unternehmensleitung, genauer der deutsch-argentinische Produktionsleiter Juan Tasselkraut, habe die Namen und Adressen der Betriebsräte an die Militärs weitergegeben (Gaby Weber: „Die Verschwundenen von Mercedes-Benz“, 2001). Auf dieser Grundlage hat der Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck am 27. 9. 1999 Strafanzeige gegen das Unternehmen und Tasselkraut gestellt. DaimlerChrysler beauftragte 2002 den Völkerrechtsprofessor Christian Tomuschat mit der Untersuchung der Vorfälle. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg stellte das Verfahren vor einer Woche ein. TAZ