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Archiv-Artikel

DAS GIBT ZU DENKEN

Reinhold Beckmann, 51, arbeitet bei einem Sender (ARD!), der sich nicht nachsagen lässt, er sei nicht stolz auf seine Leute. Während bei den Privaten die eigens erschaffenen Stars nach getaner Arbeit nur noch Sendernamen hauchend über den Bildschirm huschen, schafft das Erste gut ausgeleuchtete Biotope, die werbebedürftigen Hausgewächsen vorbehalten sind. So darf bei „Beckmann“ seit der Rückkehr aus der Sommerpause offenbar nur noch kommen, wer in der ARD-Adressliste geführt wird.

Nachdem sich zum Auftakt ARD-Moderatorin Anne Will Vorschusslorbeeren für ihre neue ARD-Show abholte, war die Woche drauf Aust plus RAF-Crew zu Besuch – unmittelbar nach der Ausstrahlung seiner ARD-Doku.

In besonders schweren Fällen greift der 75-minütige Werbetrailer schon auf den Wetterbericht über. So musste selbst Blumenkohlwölkchen Kachelmann am Montag verkünden: „Gleich bei Beckmann hören Sie Dinge, die Sie nicht für möglich gehalten haben.“ Kunstpause / gefühlter Trommelwirbel. „Im Ersten.“

Und dann kommt er, der Meister der Suggestivfrage, krabbelt vor lauter Empathie über seinen spiegelnden Tisch und begrüßt Jutta Fleck, die wahre Frau vom Checkpoint Charlie, deren Leben kommenden Sonn- und Montag in der ARD ausgestrahlt wird. Laut ARD-Chef Struwe „das TV-Event des Herbsts“ – man lese den bestimmten Artikel laut mit vor Pathos vibrierender Stimme. Gespielt wird die Mutter, die sechs Jahre um ihre in der DDR festgehaltenen Kinder kämpfte, von „keiner Geringeren als Veronica Ferres“ (Beckmann), die natürlich auch da ist.

Sieben TV-Ausschnitte werden zwischen das nicht mal einstündige Interview gepfropft. Oder umgekehrt. Beckmann fühlt sich wie gewohnt so doll ein, dass die Gäste selbst ganz gerührt sind ob ihrer eigenen Tragödie. Einmal will die vorlaute Vroni was über die Knast-Szene erzählen, aber, nix da, die Regie hat schon einen anderen Ausschnitt eingelegt. Und dann darf Wowi gute Nacht sagen.