DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Der ewige Kuschel
PLÜSCH Vor einem Jahr starb Eisbär Knut. Das hätte man still ignorieren können. Stattdessen wird der Rummel um das einst berühmte Berlin-Maskottchen immer lauter
Viele Fans gedächten des vor einem Jahr gestorbenen Eisbären im Stillen, schreibt das Hamburger Abendblatt. Die Stadtfunktionäre Berlins wollen es lieber laut: Sie brachten eine Knut-Gedenkmünze auf den Markt, gaben ein Denkmal in Auftrag, Titel „Knut – der Träumer“, erlaubten das Aufstellen einer Bank im Zoo – Aufschrift: „Zur Erinnerung an Eisbär Knut – Deine Freunde“, und motivierten das Naturkundemuseum, wo Knut derzeit zur Präparation vorbereitet wird, zu einer Gedenkveranstaltung.
Daneben haben sich auch die „Animal Studies“ des Knuts angenommen, Verlage und Plüschtierbastler ihren Kitsch neu aufgelegt. Der Kommerzrummel um den nur fünf Jahre alt gewordenen Eisbären begann kurz nach seiner Geburt: Da wurde er im Beisein von Journalisten und Umweltminister „der Weltöffentlichkeit vorgestellt“.
Die Springerpresse wollte aus Knut einen Superstar machen, die Fotografin Annie Leibowitz reiste aus den USA an, und Frank Zander röchelte ein Knut-Lied.
Das ließ auch den prolligsten Berliner nicht kalt: Zehntausende besuchten das mediale Totemtier. Jetzt, ein Jahr nach seinem Tod, droht Knut die Ewigkeit. Ein Genforscher aus Texas will den Bären klonen – schreibt der Berliner Kurier. HELMUT HÖGE