DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL : Black Block in Brasil
■ Deutsches Kulturgut lässt Lehrerproteste in Brasilien eskalieren Was Exporte betrifft, ist Deutschland bekanntermaßen Weltklasse. Die radikale Linke hat öfter mal versucht, Kritik daran zu formulieren. Wie es scheint, sind ihre Techniken nun selbst aber zum Exportschlager geworden.
Im Juni dieses Jahres gingen in Brasilien immer wieder zehntausende Menschen auf die Straße. Zunächst um gegen eine Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr zu demonstrieren, und anschließend mit der generellen Forderung nach besseren öffentlichen Dienstleistungen. Den Protesten angeschlossen haben sich mittlerweile auch die LehrerInnen des Landes, die gerechtere Gehälter für sich und bessere Bildungschancen für ihre SchülerInnen fordern.
Dabei stellen nicht nur die sozialreformerischen Forderungen eine Kontinuität zwischen den beiden Protestwellen her. Wie im Juni, so kam es auch im Zuge der LehrerInnen-Demonstrationen im Oktober zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Verantwortlich dafür ist, nach Meinung der brasilianischen Medien, ein in Brasilien gänzlich neues Phänomen: der Schwarze Block. Die Zeitung O Globo spricht von schwarzgekleideten Idioten, die sich unter die Protestierenden mischten, nur um Randale zu machen, hierzulande spräche man wohl von „angereisten Krawallmachern“.
Vorbild für die physisch ausgetragene Kapitalismuskritik, die sich mit Vorliebe gegen die hypostasierten Symbole des kulturellen Imperialismus – also McDonald’s-Filialen und Banken – richtet, seien die deutschen Autonomen der 1980er Jahre. Ein Schelm, wer dabei an eine subalterne Form des Kulturimperialismus denkt.
LUKAS BÖCKMANN