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Archiv-Artikel

DAS ENDE VON YUKOS MARKIERT PUTINS SIEG ÜBER DIE JELZIN-OLIGARCHEN Symbolische Konkurserklärung

Der letzte Akt des Dramas, die gestrige gerichtliche Bankrotterklärung des russischen Ölkonzerns Yukos, folgt einer strikten Dramaturgie. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Yukos verbliebenen Ölfelder, Raffinerien und Tankstellen auf die konkurrierenden russischen Konzerne, auf Rosneft und auf Gazprom, übergehen werden. Beide Gesellschaften sind der Kontrolle des russischen Staates unterworfen. Damit wird sich der erste Akt des Yukos-Schauspiels wiederholen, in dem das Herzstück des Yukos-Imperiums, der Yuganskneftegaz-Industriekomplex, aus dem Konzern herausgelöst, zu einem Spottpreis versteigert und schließlich Rosneft zugesprochen wurde.

Mit der symbolischen Aktion der Konkurserklärung wird noch einmal Präsident Wladimir Putins endgültiger Sieg über die Wirtschaftselite bekräftigt, die unter Boris Jelzin in den 90er-Jahren aufgestiegen und auch politisch zu entscheidendem Einfluss gelangt war. Der Chef des Yukos-Konzerns, Michail Chodorkowski, ist nur einer der gestürzten Oligarchen. Andere emigrierten, zogen sich zurück oder schlossen sich Putins Hofstaat an. Die jetzige Machtelite rekrutiert sich aus anderen Quellen, vor allem aus Geheimdienstnetzen. Natürlich hatte Chodorkowski durch seine Unterstützung der liberalen Parteien Putins besonderen Zorn erregt. Aber der Angriff auf die politische Macht der Oligarchen war von vornherein Kern der Putin’schen Machtergreifungsstrategie gewesen.

Ein dem Wettbewerb geöffneter Markt hatte auf dem russischen Energiesektor zu keinem Zeitpunkt existiert, wie auch die Oligarchen nicht kraft ihres unternehmerischen Genies zu ihrem Reichtum gekommen waren. Solange der Preis von Erdöl und Erdgas steigt, kann die jetzige staatsmonopolistische Organisation des Energiesektors jede Menge Verschleiß wegstecken. Es fragt sich nur, ob eine von Rohstoffexporten lebende, also rückständige Ökonomie aus den Überschüssen der Handelsbilanz einen Modernisierungsvorteil ziehen kann. Daran sind angesichts von Putins imperialen Zielen verschriebener Außen- wie Innenpolitik Zweifel angebracht. CHRISTIAN SEMLER