DAS DEtAil: Links, na und?
Heute ist Weltlinkshändertag. So ein Quatsch, findet unsere linkshändige Autorin
Ich gehöre einer Minderheit an. Nur 10 bis 15 Prozent der Menschen sind wie ich. Ich bin Linkshänderin. Vom heutigen Weltlinkshändertag, der diese kleine, genetische Eigenart feiert, habe ich bisher noch nie etwas gehört.
Meine Großmutter ist Linkshänderin und wurde umerzogen. Meine Eltern sind beide „rechts“, mein Bruder und ich wiederum sind „links“. In unserer Kindheit wurde diese Andersartigkeit als etwas Besonderes angesehen. Wir waren stolz auf sie. Linkshänder, das war cool, denn niemand war wie wir. In der Schule war es dann weniger cool, als ich mit einer Holzkugel in der linken Hand und einem Pinsel in der rechten ein DIN-A3-Blatt mit Wasserfarben gelb anmalen sollte. Kaum drehte mir die Lehrerin den Rücken zu, tauschte ich Kugel gegen Pinsel. Nächster Schritt: Heileurythmie.
Ich musste Metallstäbe werfen und fangen, Holzkugeln weitergeben und durch den Raum tanzen. Ich fand’s gut, ließ es mich doch den regulären Unterricht verpassen. Letztendlich gaben die Pädagogen auf, und ich durfte endlich links sein.
Heute fällt mir meine Linkshaftigkeit nur auf, wenn mir der Kassierer den Kuli auf die rechte Seite legt, wenn ich den EC-Bon unterschreiben soll. Und dafür soll ich einen eigenen Tag bekommen? Dafür gibt es eigene Bücher, Stifte, sogar Tassen? Kann man machen, muss man aber nicht. Nicola Schwarzmaier
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen