DAS COMMONWEALTH VERSUCHT SICH ALS WERTEGEMEINSCHAFT : Simbabwe zwischen Schwarz und Weiß
Robert Mugabe hat das Commonwealth vorgeführt. Erst protestierte er gegen die Suspendierung der simbabwischen Mitgliedschaft. Damit spaltete er die Commonwealth-Mitglieder und sorgte dafür, dass sein Land Hauptthema auf dem Staatengipfel der Organisation am vergangenen Wochenende sein würde. Als der Gipfel dann die Suspendierung bestätigte, trat er wütend aus. Hätte das Commonwealth Simbabwe auf eigene Initiative hinausgeworfen, wäre Mugabe gezwungen gewesen, protestierend an die Tür der Nachfolgeorganisation des britischen Empire zu klopfen – so aber kann sich der Diktator in seine Lieblingspose des antikolonialen Befreiungshelden werfen.
Noch nie seit den düstersten Zeiten der Apartheid in Südafrika vor 20 Jahren war das Commonwealth so gespalten. Damals waren die Frontlinien klar: auf der „weißen“ Seite die Freunde der mörderischen Rassentrennung, auf der „schwarzen“ die Verbündeten der Befreiungsorganisationen. Heute stellen sich afrikanische Staatschefs hinter Mugabe, weil er auch Afrikaner ist, und die weißen Exkolonialherren drängen auf Demokratie. Es ist kein Zufall, dass in der Simbabwe-Frage die Gräben zwischen Schwarz und Weiß in der Nachfolgeorganisation eines Kolonialreiches tiefer sind als in jedem anderen internationalen Forum. Seit Jahrzehnten versucht das Commonwealth, aus seiner Vergangenheit herauszutreten und sich zu einer Wertegemeinschaft zu entwickeln, in der aus der gemeinsamen Zugehörigkeit zum angelsächsischen Kultur- und Sprachraum gemeinsame Grundsätze von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wachsen. Der Fall Simbabwe hingegen betont die Unterschiede in der gemeinsamen Geschichte.
Es geht auch einfacher. Pakistans Mitgliedschaft im Commonwealth ist seit General Musharrafs Militärputsch 1999 suspendiert und wurde jetzt umstandslos verlängert. Hier ist die Empfindlichkeit geringer. Vielleicht täte es dem Staatenbund gut, wenn sich auch andere Bestandteile des britischen Empire an ihn erinnern würden. Ein Beitrittsantrag des Irak würde Mugabe die Show stehlen.
DOMINIC JOHNSON