DANKE! DANKE! DANKE! DANKE! DANKE! DANKE! DANKE! DANKE! : „Der Spiegel“ von gestern und das ZDF von morgen
Hallo taz-Medienredaktion,
jaaa, da guckt ihr neidisch! Auf mein tolles neues Aufnahmegerät. Mit Superaufnahmequalität für mögliche Podcast-Kriegsaktivitäten. Hab ich mir von dem Geld gekauft, das meine LeserInnen mir geschickt haben. Ein paar Dessous waren auch noch drin. Und was für die Kriegskasse. Und ein Bier mit Jürn, meinem tapferen Redakteur. 305,70 Euro sind mir für meine Top-Kolumne überwiesen worden. Und dazu gab es Worte, die mit Geld gar nicht aufzuwiegen sind! Welch ein wunderbarer warmer Regen! Solche Leser hättet ihr auch gern, gell?!
Stichwort Leser: Die wünscht sich auch Der Spiegel, bringt aber dennoch den Titel: „Aus Schutt und Schuld – Der unglaubliche Wiederaufstieg der Deutschen nach 1945“. Bedenkt man, dass mancher Fachmensch die aktuelle Wirtschaftssituation für die kritischste seit dem Zweiten Weltkrieg hält, ist dies ein unglaublich aktuelles Heft. Schade nur, dass keine Transferleistung in die Gegenwart erkennbar ist. Bleibt die Frage, wer das unglaubliche Rudolf-Augstein-Gedächtnis-Heft – ihm oblag das Privileg, einmal im Jahr einen Titel machen, der keinen interessierte – kaufen soll. Sollte irgendein Opa-erzählt-vom-Krieg-Opa noch nicht das Schlachtfeld von unten angucken, er wird kaum in der Lage sein, die 9,5 Punkt große Schrift zu lesen. Wo, liebe zukunftblickende Spiegel-Geschäftemacher, ist das unglaubliche Hörbuch in Großbuchstaben? Immerhin legt ihr ja eine „zusätzliche“ DVD bei, damit der unglaubliche Quatsch irgendeinen Mehrwert hat. „Als der Krieg nach Deutschland kam“, so heißt das gute Stück. Dass Deutschland den Krieg in die Welt trug, ist schließlich eine unglaubliche Tatsachenverdrehung, mit der die Spiegel-Redakteure jetzt endlich aufräumen.
Das ZDF, ein Fernsehsender, hat, wie berichtet, im Monat April das schlechteste Quotenergebnis seiner Geschichte eingefahren. Programmdirektor Thomas Bellut will nun Maßnahmen ergreifen, um den Zuschauerverlust im Tagesprogramm aufzuhalten. Mehrere Millionen Euro will er lockermachen, um das Programm nach vorn zu bringen. Als Erstes kommt Peter Hahne ins Programm mit einer Talkshow sonntags um 13 Uhr, „mit der Konzeption, nicht nur das Politische, sondern auch das Persönliche in dichter Atmosphäre vor der Weite des Brandenburger Tors zu diskutieren“. Na, da kann man ja nur froh sein, dass Peter „Phrase“ Hahne nicht gleich MIT dem Brandenburger Tor diskutiert. Das ist ja bekanntlich immer für eine Kontroverse offen.
Des Weiteren denkt Thomas Bellut an Kochshows, Tierdokus, eine Daily Soap, und ich möchte Sie, meine verehrten Leserinnen und Leser, fragen, wollen Sie das sehen?
Ihr phänomenales Engagement bezüglich dieser Kolumne ermuntert mich, mehr Demokratie zu wagen und Gestaltungswillen zu fördern. Warum, so möchte ich einwerfen, sollen Sie ein Fernsehprogramm, das Sie finanzieren, irgendwelchen Akademikern überlassen, die meinen, eine Vorstellung zu haben, was Menschen, die nicht Programmdirektoren sind, sehen wollen? Ich möchte also auch diese Woche an Ihr Interesse appellieren, die Gesellschaft zu gestalten, und Sie bitten, mir zu sagen: „Was wollen Sie nachmittags im ZDF sehen?“ Schreiben Sie mir, ich schick es weiter. So geht kein Vorschlag verloren, jede Idee kommt bei Thomas Bellut an! Herr Bellut, das entnahm ich der Süddeutschen Zeitung, reist dieser Tage in die USA, um das ein oder andere Programm einzukaufen. Sagen Sie ihm, was er mitbringen soll. Denken Sie dran: Bezahlt ist schon! Und damit zurück nach Berlin!
Hinweis: DIE KRIEGSREPORTERIN SILKE BURMESTER berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONTFeldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de