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Archiv-Artikel

DANIEL BAX ÜBER ERDOGANS DEUTSCHLANDBESUCH Dialog auf Augenhöhe

Es gibt vieles, was man am türkischen Ministerpräsidenten Erdogan kritisieren kann. Er regiert in der Türkei zunehmend selbstherrlich und autoritär. Gleichberechtigung für die Kurden und eine Lösung des Konflikts mit der PKK stehen ebenso aus wie eine demokratischere Verfassung.

Dass ein breites Bündnis von Migranten aus der Türkei dagegen protestiert, wenn Erdogan zu Besuch nach Deutschland kommt, ist deshalb verständlich und richtig. Hoffentlich versteht Ankara die Botschaft.

Nicht so recht vorwerfen kann man Erdogans Regierung allerdings, dass ihre „Null Problem“-Politik gegenüber den Nachbarstaaten nicht aufgegangen ist. Auf Entspannung zu setzen war ja richtig. Das inzwischen abgekühlte Verhältnis zu Israel hängt auch mit der sturen Haltung der Netanjahu-Regierung in Jerusalem zusammen. Von Syriens Präsidenten Assad sagte sich man sich erst los, als der auf sein eigenes Volk zu schießen begann.

Dass hier der Westen und die Türkei weiter an einem Strang ziehen, ist wohl die wichtigste Botschaft, die von Erdogans Besuch in Berlin ausgeht. Ganz falsch ist dagegen der Vorwurf, Erdogan schade der Integration türkischer Migranten und fördere deren „Parallelgesellschaften“. Er wird vor allem von rechter Seite in Deutschland erhoben.

Dass auch manche Migrantenverbände neuerdings in diesen Tenor einstimmen, ist anbiedernd. Denn wie keine andere türkische Regierung zuvor fordert die unter Erdogan die türkischen Migranten dazu auf, die deutsche Sprache zu lernen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und sich in Deutschland zu engagieren. Dass er dabei auch an muslimische Solidarität und türkischen Stolz appelliert, ändert daran nichts. Erdogan fordert nur einen selbstbewussten Dialog auf Augenhöhe. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

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