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Archiv-Artikel

DAILY DOPE (410)

Seit den 60er-Jahren hat der VEB Jenapharm an der Entwicklung und Herstellung von leistungssteigernden Mitteln gearbeitet. Wie tief der Arzneimittelhersteller in das Dopingsystem der DDR verstrickt war, geht aus einer Untersuchung des Historikers Klaus Latzel hervor, die von der heutigen Jenapharm GmbH & Co KG in Auftrag gegeben und mit 250.000 Euro finanziert worden ist. Nach langem Ringen hatte sich das Nachfolgeunternehmen des DDR-Betriebs 2006 zu seiner Verantwortung bekannt. In einem Abkommen mit den Opfern des DDR-Dopingsystems verpflichtete sich das Unternehmen seinerzeit, 184 Sportlern ein Schmerzensgeld von je 9.250 Euro zu zahlen.

Dem Forschungsbericht zufolge wurde die Doping-Herstellung und -Entwicklung von der DDR-Sportführung initiiert. Sie habe als „fester Bestandteil des Klassenkampfes zwischen Sozialismus und Kapitalismus“ gegolten. Die Leitungsebene des VEB ist indes sehr wohl in die Aufgaben des Staatsplanes einbezogen gewesen. Die verantwortlichen Mitarbeiter seien für ihre Arbeiten mit nennenswerten Prämien belohnt worden.

Nicht aufklären konnten Latzel und seine Co-Autoren, wie viele DDR-Leistungssportler gedopt wurden. Außerdem bleibt unklar, in welchem Ausmaß die Dopingmittel an Kindern und Jugendlichen erprobt wurden. Die Autoren begründen das unter anderem damit, dass etliche Akten der DDR-Pharmabetriebe bis 2002 vernichtet wurden.

Die Untersuchung stützt sich auf Unterlagen der DDR-Pharmabetriebe, der Forschungsinstitute und der Birthler-Behörde sowie andere wissenschaftliche Arbeiten. Außerdem befragten die Verfasser Verantwortliche des VEB Jenapharm.

Der heutige Geschäftsführer von Jenapharm, Viktor Geisler, sagte dem TV-Sender MDR, der die Untersuchung in seiner Sendung „Thüringen aktuell“ vorgestellt hatte, dass er dieses Thema nunmehr für „abgeschlossen“ hält. DPA, TAZ