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D O K U M E N T A T I O N Tod bei der Deutschen Welle

■ Dieter Pelz, ehemaliger Mitarbeiter der Relaisstation der Deutschen Welle erhebt schwere Vorwürfe gegen die Rundfunkstation: Hat der Auslandsender den Tod eines Mitarbeiters in Sri Lanka mitzuverantworten?

Vor einer Woche ist ein Mitarbeiter der Deutschen Welle Relaisstation Sri Lanka nördlich von Trincomalee bei Kampfhandlungen zwischen singhalesischen Regierungstruppen und tamilischen Guerillas durch einen Handgranatensplitter getötet worden. Ulrich Hebering starb, weil die Deutsche Welle in Köln mit allen Mitteln versucht hat, die Station aufrechtzuerhalten, obwohl im Gebiet um die Station immer wieder heftig gekämpft wurde und für die Mitarbeiter keinerlei Sicherheit mehr bestand. Auch ich habe von Oktober 84 bis Juni 85 auf dieser Station als Ingenieur gearbeitet. Nachdem ich dort immer häufiger in lebensgefährliche Situationen geriet, habe ich die Station aus eigenem Entschluß mit dem Risiko einer fristlosen Kündigung verlassen. Es ist der Deutschen Welle in Köln seit langem bekannt, daß jeglicher Dienst auf der Relaisstation, die mitten im umkämpften Tamilengebiet liegt, nicht mehr zumutbar ist. Trotzdem wurde zugelassen, daß immer wieder einige Unbelehrbare zur Station fuhren und sogar kurzzeitig sendeten. Die Station aufzugeben würde jedoch bedeuten, daß man runde 60 Millionen DM in den Sand setzt. Meldungen von den Mitarbeitern vor Ort wurden unterdrückt, und wenn etwas zum Personalrat durchkam, waren Drohungen und Repressalien die Folge. Als ich nach Köln meldete, daß die Sicherheitslage immer brenzlicher würde und täglich Minen explodierten und ich deshalb um vorzeitige Rückkehr bat, teilte man mir mit, daß mir als einziger Weg die Kündigung bliebe, weil ich mich ja arbeitsvertraglich verpflichtet hätte, Dienst in Sri Lanka zu tun. Ein weiterer Punkt vervollständigt das Bild von der Fahrlässigkeit der Deutschen Welle: Obwohl beim Einstellungsgespräch behauptet, wurden Wohnhäuser für das Stationspersonal nie gebaut. Man fand Unterkunft in ehemaligen Touristenquartieren, die aber aufgrund der katastrophalen Straßenverhältnisse etwa eine Stunde vom Dienstort entfernt waren. So mußte man jeden Tag durch gefährlichstes Gebiet fahren, oft mußte man umkehren und auf der Station übernachten. Dieter Pelz

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