: Cuba kriegt neue Freunde
■ Bremer Gewerkschaftsdelegation vom tropischen Sozialismus infiziert
Voller Tatendrang ist am Sonntag eine 30köpfige Gewerkschafter-Delegation von einer zweiwöchigen Cuba-Reise zurückgekehrt. Und das, obwohl in dem gedrängten Programm kaum Platz für einen Strandbesuch war. „Es war für uns unheimlich beeindruckend zu sehen, mit welcher Offenheit in Cuba über die Probleme geredet und mit welchem Engagement versucht wird, sie zu überwinden“, sagt Gerhard Kupfer, Betriebsrat im Bremer Mercedes- Benz-Werk und Organisator der Reise.
Aktueller Anlaß für die mehrheitlich in der IG Metall organisierten Delegationsteilnehmer, zum ersten Mal nach Cuba zu fahren, war ein Streit, den es im vergangenen Oktober auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall gegeben hatte. Ein Bremer Antrag für die Aufhebung der Wirtschaftsblockade gegen die Karibikinsel hatte keine Mehrheit gefunden. IG-Metall-Chef Steinkühler hatte persönlich in die Debatte eingegriffen und an die zunehmenden Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Cuba erinnert. Die Funktionäre der dort „1991 gegründeten unabhängigen Gewerkschaft UGCT haben ihre Arbeitsplätze verloren und sind zum Teil mit 30jährigen Gefängnisstrafen bedroht worden“, sagte Steinkühler damals.
Diese Beschlußlage der deutschen IG Metall wieder zu ändern, haben sich die Teilnehmer der Cuba-Delegation nun vorgenommen. Außerdem wollen sie materielle Hilfe für Betriebe und Sozialeinrichtungen organisieren, die sie in den zwei Wochen besuchten. Sicherheitsmaterial für ein Metallwerk, Medikamente für ein Kinderkrankenhaus, Hefte für Schulen und Computer für den staatlichen Gewerkschaftsverband stehen auf der Wunschliste.
Gleichzeitig soll der direkte Kontakt nach Cuba nicht abbrechen. Für nächstes Jahr ist wieder eine Reise geplant. Und im Dezember wird eine kleine cubanische Delegation den Gegenbesuch abstatten. Was die deutschen IG-Metaller auf Cuba besonders beeindruckt hat? Gerhard Kupfer: „Bei uns werden heutzutage Betriebe stillgelegt, weil der Markt angeblich zu voll ist, und dort, weil überall Ersatzteile fehlen.“ Und noch etwas möchte der Rei-se-Organisator, der in der alten, streng maoistisch ausgerichteten DKP-Konkurrenzorganisation „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“ organisiert ist, erwähnen: „Bei vie
Gerhard KupferFoto:Vankann
len Kollegen ist auf Cuba die Frage entstanden, ob es nicht vielleicht doch eine Gesellschaft geben kann, in der die Ausbeu
tung der Menschen durch Menschen abgeschafft ist.“ Ase
Kontakt über Gerhard Kupfer, Tel. und Fax 6165854
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