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Crowdfunding für große Occupy-DokuMosaiksteine zum Gesamtbild verdichten

Die Occupy-Proteste bestehen aus kleinen, persönlichen Initiativen ohne Regie. Jetzt werden sie von einem Kollektiv von Regisseuren dokumentiert. Die sammeln Geld für den Schnitt.

Bilder, in denen Occupy sich selbst erklärt: Szene aus "Rise like Lions". Bild: screenshot/www.openfilm.com/videos/rise-like-lions

BERLIN taz | Yoko Ono hat Occupy im Oktober letzten Jahres in dem ihr eigenen Pathos so zusammengefasst: "Wie John schon sagte: Ein Held allein reicht nicht, jeder von uns muss ein Held sein." Stärker noch als andere Protestbewegungen nimmt Occupy für sich in Anspruch, ohne Hierarchie zu funktionieren und jeden teilhaben zu lassen, der will. Und anders als in anderen Protesten klingt das obligatorische "Participate!", das den Unbeteiligten und Zögerlichen zugerufen wird, nicht so sehr wie eine Aufforderung, sondern vielmehr nach einer Einladung.

Die Occupy-Proteste sind eine Bewegung ohne Regie, ohne Führung, ohne Kopf, auf kleinen, persönlichen Initiativen aufbauend. Genau so ist die Bewegung auch dokumentiert: Über hunderte von kleinen youtube-Filme, Fernsehbilder, Handyfotografien, Interviews, Zeitungsartikel und Augenzeugenberichte, die alle sehr unterschiedliche Geschichten erzählen, aber eines gemeinsam haben: Sie sagen, so wie jetzt geht es nicht weiter.

"Es hat bereits Versuche gegeben, diese tausende von kleinen Mosaiksteinen zusammenzusetzen und zu einem Gesamtbild zu verdichten: "Rise like Lions" von Scott Noble ist so ein Film, der sich des Materials bedient und versucht, die Bewegung sich selbst erklären zu lassen. Wohl an die 20 Dokumentationen gibt es bisher, unter anderem haben sich Haskell Wexler, Jonathan Demme oder Jem Cohen des Themas angenommen. In Deutschland versuchten Ilona Koglin und Marek Rohde, die Bewegung kennenzulernen.

Ein Filmporträt von 75 Regisseuren

An Material ist sicherlich kein Mangel, dachten sich wohl auch Aaron Aites und Audrey Ewell. Und riefen das Projekt "99% — The Occupy Wall Street Collaborative Film" ins Leben. Anders als die vorher genannten Filme spielt "99%" auch formal die Bewegung nach: Aites und Ewell luden befreundete Filmemacher, Fotografen und Videokünstler dazu ein, mitzuarbeiten und andere zu Mitarbeit zu animieren, um zusammen "ein fesselndes, klangvolles, ehrliches Filmporträt der Occupy Wall Street-Bewegung" zu Stande zu bringen.

Inzwischen sind sie ein Kollektiv von 75 Regisseuren, und aus deren Filmmaterial soll jetzt eine Dokumentation entstehen. Ewell trifft den Geist von Occupy, wenn sie der New York Times sagt: "Mich interessiert jede Wahrheit aus jeder erdenklichen Perspektive." Deswegen haben sie sich auch Leute gesucht, die dem Occupy-Movement kritisch gegenüberstehen. Eine Auswahl an Szenen gibt es schon auf dem youtube-Kanal.

Jetzt muss das ganze Material geschnitten und zu einem Film verdichtet werden: und dazu braucht es erstmal Geld. Dazu werben sie auf der Plattform kickstarter um Unterstützer, 17.500 US-Dollar sollen über Crowdfunding eingenommen werden. Crowdfunding, so nennt man es, wenn man das Publikum als Mäzen zu gewinnen versucht: sobald man eine gewisse Summe spendet, bekommt man als Gegenleistung eine kleine Aufmerksamkeit, in dem Fall: Special Editions, Bilder von Künstlern und natürlich alle Dankbarkeit der Initiatoren.

Selten hat es besser ins Konzept gepasst: Eine Masse von Regisseuren dokumentiert, wie eine Masse von Protestlern demonstriert, und bittet dabei eine Masse von Geldgebern um Hilfe. Und es funktioniert: noch acht Tage läuft die Aktion, 13.000 Dollar sind bereits eingegangen. Immerhin schon fast 99 Prozent.

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