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Crowdfunding für Bio-HackerPflanzen zum Leuchten bringen

So wie Glühwürmchen soll es auch Pflanzen geben, die in der Dunkelheit leuchten. Das jedenfalls ist das Ziel dreier Biochemiker aus Kalifornien.

Projekt finanziert: Ersetzen Leuchtpflanzen bald die öffentliche Beleuchtung? Bild: Patrick Pleuel (dpa)

Leuchtende Stadtbegrünung statt energiefressender Straßenlaterne, das ist der Traum von drei Bio-Hackern aus Kalifornien. Und viele träumen mit: Für ihre Idee konnten sie auf der Crowfunding Plattform Kickstarter über 8.000 Unterstützer begeistern und rund 500.000 Dollar einnehmen.

Wenn alles läuft wie geplant, gehen bald 600.000 Leuchtpflanzen-Samen um die Welt: Die Crowdfunding-Unterstützer erhalten sie als Gegenleistung die ersten Samen der Forschergruppe. Das wäre die bisher größte Verbreitung an synthetisch veränderten Organismen, an eine nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit.

Für die Herstellung der Pflanzen lieferte die Tierwelt die Vorlage. Glühwürmchen und einige Meeresbakterien haben die Fähigkeit aus sich selbst zu leuchten, genannt Biolumineszenz. Diese Eigenschaft wird mittels eines am Computer angepassten Gencodes auf die Pflanzen übertragen. Prototypen gibt es bereits –im //www.trycelery.com/shop/glowingplant:Online-Shop der Biocheniker können kleine Grünpflanzen und eine bei Nacht leuchtenden Rose vorbestellt werden. Auch ein Baukasten, mit dem die Pflanzen zuhause selbst hergestellt werden können wird bereits auf ihrer Website angekündigt.

Die drei Bio-Hacker sind Teil der „citizen science“-Bewegung. Von Bürgern betriebene Wissenschaft hat eine lange Tradition. Besonders die Naturwissenschaften profitieren von Laienforschern, die Daten zum Beispiel in den Bereichen Astronomie oder Biologie sammeln. Mit immer günstiger und fortschrittlicher werdender Technik beschränkt sich die Teilhabe aber längst nicht mehr auf reine Datenerhebung.

Neben Projekten in der synthetischen Biologie wie die Leuchtpflanzen, gibt es auch Bio-Hacker, die sich mit dem Körper beschäftigen. So implantierte sich jüngst der US-Tüftler Tim Cannon ein Implantat in den eigenen Unterarm, dass fortan seine Blutwerte misst. Er selbst bezeichnet sich als „Cyborg“. Cannons Idee hat bereits Anhänger in Berlin gefunden, die sich ebenfalls mit der Optimierung des eigenen Körper mittels Technik auseinandersetzen. Über die neuen Projekte tauscht sich die internationale Szene auf biohacking.me aus.

Gegenüber der Washington Post sagte Evans, dass es bei dem Projekt „Leuchtpflanze“ darum gehe, auszuprobieren, was möglich ist. Diese Art der Grenzauslotung findet jedoch viele Kritiker. So etwa die ETC Group, die sich mit den Folgen von Technik für die Ernährung beschäftigt. Sie bemängeln, dass die Forscher sich mit der Genveränderung von nicht essbaren Pflanzen zwar im legalen Bereich bewegen, es jedoch keine Einschätzung darüber gibt, was passiert, wenn sich die Pflanzen unkontrolliert verbreiten würden.

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8 Kommentare

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  • L
    luetzgendorff

    Toll, dass die taz das nach einem halben Jahr auch schon gemerkt hat. Das ist doch Schnee von gestern und berichtet nicht mal, dass die Petition von ETC Group gegen das Projekt keinen Erfolg hatte.

  • S
    sauerbier

    Die drei „Bio-Hacker“ machen doch nur die Drecksarbeit für Monsanto und Co. Auf legalen Weg haben diese es nicht geschafft ihre genmanipulierten Produkte den Verbrauchern außerhalb der USA unterzujubeln. Jetzt machen es karrieregeile Möchtegernwissenschaftler und vertreiben unsinnige genmanpulierte Organismen (GMO) in alle Welt und bereiten so das Feld für die Gentech-Industrie.

    Und dass es internationale Abkommen (z.b. Cartagena-Protokoll) gibt, die die Weitergabe von GMOs über Grenzen hinweg regeln, scheint den Möchtegernwissenschaftlern aus den USA egal zu sein. Es ist übrigens auch egal, ob es sich bei den GMOs um Lebensmittel handelt oder nicht, Verstöße gegen die Einfuhrbedingungen sind strafbar. In diesem Sinne dürfen die„Bio-Hacker“ gar nicht den genmanipulierten Pflanzensamen in alle Welt verschicken. Die Besteller/Empfänger in der EU müssen übrigens auch mit einem Strafverfahren rechnen.

     

    Die Frage bleibt: Wieso eigentlich putscht die taz diese Szene hier so?

    Oder ist das einer der Texte, die nach dem Motto, „warum soll ich mich für mein Geschreibe von gestern interessieren?“ entstanden sind.

  • W
    WennDerMammonLockt

    Amerikanische Biohacker

    haben ebenfalls die Gesetze

    anderer Staaten zu achten und diese nicht zu unterwandern.

    Das ist doch der Sinn solcher Kampagnen. "Es ist gar nicht

    so gefährlich. Und ihr könnt

    eh nichts dagegen machen."

    In den USA werden eine Menge

    Spezialisten in dieser Sparte ausgebildet, dies soll die nächste technologische Revolution nach der Informationstechnologie sein,

    auf Biegen und Brechen -Koste

    es, was es wolle.

    Die Ernteverluste sind Folgen eines gravierenden Mißmanagements! Die Böden werden mit Pestiziden zu stark vergiftet, mit hochbelasteten Dünger können auch Böden mit

    Botulinum-Erregern verseucht werden. Mischkulturanpflanzungen und Brachezeiten werden nicht eingehalten, aber Böden versalzen durch Überwässerung.

    Viel zu wenige

    Nutpflanzenarten mit ihren unterschiedlichen Sorten werden

    erhalten. Und eine kritische Forschung ist kaum mehr gewährleistet, weil jedes Prüfinstitut und jede Zulassungsbehörde und viele

    Fachprüfer gleichzeitig zum Lobbyisten umfuntkioniert werden, da sie eigene Patente halten und von Forschungsgeldern, Publikationen

    und Drittmitteln abhängig sind.

    Der Zugang zu derartigen

    Informationen ist per NC extremst minimiert und eine kritische Prüfung des Gefahrenpotentials von nur zu wenigen und gutvernetzten Eliten

    vorbehalten.

    Was die Amis innerhalb ihrer Staatsgrenzen gewähren, ist Ihre

    Sache. Über Biowaffenterrorismus

    brauchen Sie sich dann aber auch nicht mehr zu wundern.

    Die Souveranität anderer Staaten

    bleibt aber zu achten.

    Bedenkt man den Aufwand, der an Flughäfen zur Vermeidung der Einschleppung gefährlicher Erreger betrieben wird und

    sieht sowas, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

    Ein Freihandelsabkommen ist unverantwortbar!

  • I
    Ingo

    "Das wäre die bisher größte Verbreitung an synthetisch veränderten Organismen, an eine nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit."

     

    Huh? Was bitte macht denn z.B. Monsanto? Oder zaehlen Bauern zu Wissenschaftlern?

     

    RED: Kommentar gekürzt.

  • B
    Bastler4711

    Selbst wenn Menschen verhungern, soll Gen-Mais schlecht sein.

     

    Aber für so einen Firlefanz ist Gen-Technik auf einmal in Ordnung.

    Da gibt es dann auch keine Probleme, keine Ausbreitung des Gene, etc...

    • @Bastler4711:

      1. Kein Mensch auf der Welt verhungert, weil bei uns keine gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden.

      2. Es gibt einen 'kleinen' Unterschied, ob ich nun gentechnisch veränderte Pflanzen dem Nahrungskreislauf zuführe, oder wenn ich sie, wie hier, quasi nur als Dekoration benutze.

      • W
        Wenke
        @Tadeusz Kantor:

        zu 2. nein es gibt keinen Unterschied. Wenn überhaupt eine Gefahr von transgenen Pflanzen besteht, dann auf die Ökosysteme, aber auch das ist noch umstritten. Wo die Gefahr für den Menschen von transgenen Pflanzen bestehet, also welcher Mechanismus für eine Übertragung der Gene ins menschliche Erbgut verantwortlich sein sollte konnte mir noch kein Genetiker erklären.

        so und jetzt schaue man sich die "leuchtenden" Pflänzchen an. Sie werden von Bio-Hackern hergestellt und in den Umlauf gebracht. Da darf man davon ausgehen, dass die üblichen Sicherheitstests die gentechnisch veränderte Pflanzen standardmäßig durchlaufen müssen bevor sie ausgebracht werden nicht gemacht werden. Also handelt es sich hier um eine unkontrollierte Ausbringung von transgenen Pflanzen, die wahrscheinlich noch nicht mal steril sind. Feine Sache. Applaus, Applaus. Inkonsequenter kann man nicht sein. Gute Gentechnik verbieten wollen aus kruden, unbelegbaren Ängsten aber unkontrollierte Gentechnik, deren Nutzen fragwürdig ist (ob die jemals Lampen ersetzen können???!..) feiern. Da läufts mir eiskalt den Rücken runter.

      • W
        Wenke
        @Tadeusz Kantor:

        Zu 1. Das stimmt wohl, dass die Leute auf der Welt nicht daran verhungern wenn wir hier keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen. Wir brauchen keine Ertragssteigerung.

        Allerdings wird hier sehr nützliche Forschung betrieben, die eine Etragssteigerung in Entwicklungsländern herbei führen soll. Wieso? Weil da Ernteverluste bis 50% und bei Baumwolle sogar bis zu 80% auftreten auf Grund von Pflanzenpathogenen, gegen die die Pflanzen, welche durch die ach so tolle und überhauptnicht schädliche konventionelle Züchtung kaum noch Resistenzmechanismen besitzen, weil die Resistenzen als Nebenprodukt der Züchtung häufig verloren gegangen sind.

        Das darf die "Genforschung" jetzt wieder ausbügeln, gegen großen gesellschaftlichen Protest. Und was ist das Problem an dem gesellschaftlichen Gentechnik-Gebashe? Es spielt den beknackten Firmen wie Monsanto in die Hände, weil die nämliche nur sterile Pflanzen verkaufen dürfen. Da reiben die sich natürlich in die Hände, weil sie so jedes Jahr ihr Saatgut aufs neue verkaufen können und eine sinnvolle Debatte über Gentechnik wird verhindert.