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Archiv-Artikel

Created in Germany!

Der Oscar und die Begeisterung der US-Amerikaner für den deutschen Film „Das Leben der Anderen“ ist keine Ausnahme. Der Zeitgeist spricht immer häufiger Deutsch. Warum alles Teutonische in den USA kulturelle Konjunktur hat

AUS WASHINGTONADRIENNE WOLTERSDORF

Dass aus Deutschland Qualität und Spitzenklasse kommen, davon gehen viele US-AmerikanerInnen wie selbstverständlich aus. So ist der Oscar für den deutschen Film von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck am Sonntagabend in Hollywood gar nicht mal so überraschend. Die cineastische Anerkennung der Story aus Germany passt voll in den Trend, denn Deutsche und Deutsches werden in den USA heute höher geschätzt als je zuvor.

Deutscher Akzent verkauft

Das belegen einige Studien, unter anderem eine, die im Auftrag des Magazins The New Yorker unter 1.070 US-AmerikanerInnen durchgeführt wurde, sowie eine im Auftrag des Auswärtigen Amts im letzten Jahr. In den DaimlerChrysler-Werbespots bemüht sich der Autohersteller neuerdings gar nicht mehr, den deutschen Akzent seiner Protagonisten zu überspielen. Ein Autotyp soll sogar mit der Aufforderung „Un-pimp!“ (pimp bedeutet so viel wie „aufdrehen“, „tunen“), also einer stark germanisierenden Betonung auf Qualität, zackig an den US-Mann und die US- Frau gebracht werden.

Selbst das Nein der Deutschen zum Irakkrieg, und gegen Präsident George W. Bush, das anfänglich für einige transatlantische Irritationen gesorgt hatte, gilt heute angesichts der Entwicklungen im Irak fast schon als weise. Den ganzen Ärger über die europäische Unlust am Krieg haben sowieso die Franzosen abbekommen, wovon sich die frankoamerikanische Freundschaft, laut Medienberichten und zahlreichen Spötteleien über die „Frenchies“, noch nicht so richtig erholt hat. Laut den Umfragen wünscht sich die Hälfte der US-AmerikanerInnen, dass die deutschamerikanischen Beziehungen so bleiben sollten, wie sie gerade sind.

„Gemütlik-keyt!“

Was damit gemeint ist, ist allerdings eher schwer zu fassen. Denn Deutschland und Deutsche stehen für „Gemütlik-keyt“, für Münchner Bier und natürlich für Autobahnen. Viele Cops in den USA zeigen Verständnis, wenn man als Deutsche wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten wird. „Oh, you are from Görmany …“ – was so viel heißt wie: „Na, dann können Sie ja gar nicht langsam fahren.“ Deutsche Autos sind nicht dafür gebaut worden, mit 30 Stundenkilometern über die löchrigen Pisten der Staaten zu tuckern, das weiß ja jedes Amikind.

Ganz „in“ sind auch andere Insignien eines deutschen Savoir-vivre, die sich in ihrer Heimat zwischen Flensburg und Konstanz nur schwer als „cool“ vermarkten ließen. Gemeint sind German cold cuts und brats, kurz: alles, was die deutsche Schlachtplatte so hergibt.

Manhattaner reisen extra zu solchen Delikatessen in einige kleine Städtchen ins benachbarte New Jersey, um sich tütenweise mit Blut- und Leberwurst und Schwarzwälder Schinken einzudecken. Ja, es ist kaum zu glauben, aber mit diesen „Botschaftern“ – und nicht zu vergessen dem Fußball natürlich, ist unser Image in den USA prima. Sogar das früher beliebte Thema „Nazis“ spielt kaum mehr eine Rolle.

89 Prozent der AmerikanerInnen finden uns „ganz okay“. Nur 3 Prozent hassen uns.

Und die Freundlichkeit

Deutschland rangiert in der Liste der beliebtesten Partnerländer der USA an vierter Stelle hinter Großbritannien, Kanada und Japan. Wer mit Deutschen sogar persönlichen Kontakt hatte, sei es in den USA oder in Deutschland, ist voll des Lobes über die deutsche Freundlichkeit. Dabei sind die in Deutschland stationierten Militärs die größten Freunde der Deutschen. Zwar gibt es dazu keine gezielten Umfragen, aber viele der früher in Heidelberg und anderswo stationierten Soldaten erinnern sich an ihre Jahre in Deutschland als simply great. Oft hört man, dass die Deutschen ja gar nicht wüssten, was für ein schönes Land sie haben. The Harz, Bavaria, how beautiful, schwärmen viele.

Eine andere Studie über die Wahrnehmung anderer Länder in den USA aus dem Jahr 2004 relativiert die Schwärmerei aber dennoch. Die US-AmerikanerInnen seien mit einer vollständigen Ignoranz gegenüber Deutschland gesegnet und mögen Deutschland vor allem deshalb, „because it is not France“.