Coworking Space der TU eröffnet: Das Immergleiche, aber neu
In einer Zeit, in der sich Start-ups verbreiten wie Fußpilz, möchten auch Institutionen öffentlicher Natur nicht zurückbleiben.
Bibliothek, Veranstaltungsraum, Unternehmertum: Hört sich altbacken an, oder? „Coworking space“, „event space“, „entrepreneurship“ – besser, oder?
In einer Zeit, in der sich Start-ups verbreiten wie Fußpilz, möchten auch Institutionen öffentlicher Natur nicht zurückbleiben. Deshalb ist es nur konsequent, dass die TU und ihr Centre for Entrepreneurship (CfE) am Donnerstag den 3,5 Millionen teuren Coworking Space „EINS“ auf knapp 1.000 Quadratmetern eröffnet haben. Dahinter verbergen sich: Räume mit Tischen, eine kleine Küche, ein Veranstaltungsraum, eine Werkstatt. Die Macher nennen es einen Ort, „an dem Entrepreneurship und Technologietransferprojekte mit dreifacher, nachhaltiger Wirkung – ökonomisch, sozial und ökologisch – gelebt und praktisch möglich gemacht werden“.
Die „EINS“ steht nicht nur für die Hausnummer am Ernst-Reuter-Platz 1, sondern – natürlich – für viel mehr: das E für Entrepreneurship, das I für Innovation, das N für Network und das S für Sustainability. Hier haben ausgewählte Gründer einen Ort für Erfindung und Umsetzung, sie werden begleitet von einem Team, schließlich an Investoren vermittelt.
So weit, so gut, wären da nicht die fiesen Wortspiele. So ließ Zentrumsleiter Florian Hoos bei einer Führung durch die minimalistisch-funktional eingerichteten Räume einen Hagel von Anglizismen regnen, von dem selbst einem unter Dreißigjährigen schwindelig werden konnte. Es fielen Begriffe, die nur mühsam notiert werden konnten: „innovation loop“, „maker space“, „disruptive technologies“ oder „triple impact entrepreneur“.
„sustainable development goals“
Letzteres Wortwunder steht für den neuen Unternehmertyp, den das CfP propagiert: im Kern ökonomisch orientiert, aber irgendwie auch sozial und ökologisch motiviert, auf den „gesellschaftlichen Mehrwert“ bedacht sozusagen. Kein Zufall, dass Hoos seine Eröffnungsrede neben einer Pyramide aus Pappwürfeln hielt, auf denen die 17 „sustainable development goals“ der Vereinten Nationen illustriert waren.
Als der Hagel vorüber war und junge Gründer mit teils begeisterten, teils irritierten Journalisten Rote-Beete-Bällchen naschten, präsentierte sich vor der Tür ein Bild aus gefühlt lang vergangenen Zeiten: zwei Männer auf analoger Suche nach Mitstreitern, die neben einem Plakat mit der Aufschrift „Warum ist Marx so wichtig?“ Zeitungen im 68er-Layout verteilten.
Während der Kapitalismus dem Immergleichen – Profitmaximierung – stetig neue Namen gibt und so sein Überleben sichert, scheinen seine Gegner aus der Zeit gefallen. Vokabeln wie „Arbeiter“ oder „Imperialismus“, die sich auf der Titelseite ihrer Zeitungen finden, kauft heute keiner. Wie wäre es mit „disruptive subversion“ statt „Weltrevolution“?
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