■ Couchpotato's Chips & Tips: Sonntag
Hercules
Weil die schärfsten Kritiker des Mediums Fernsehens dasselbe hartnäckig mißachten, werden sie wohl kaum gewahr werden, wie allwöchentlich im Geiste Gustav Schwabs in der Jugend angemessener Zurichtung so zierlich wie geziemend von der Morgendämmerung abendländischen Kulturwerdens berichtet wird.
Dies alles in politisch korrekter Manier, wie die von RTL leider bis zur Unkenntlichkeit gestauchten Inserts im Nachspann ziemlich verläßlich belegen.
So heißt es dort über die heutige Episode: „No bootie kicking, chop-saking she-monsters from Tartarus were harmed during the production of this motion picture. If you can't stand the heat, stay out of the temple!“
(RTL, 16.00 Uhr)
Schimanski
Wofern man gar nicht mehr weiß, was man von all dem noch halten soll, hilft optimal der um wichtige Mitteilungen nie verlegene Spiegel: „Man darf nicht vergessen, daß Schimanskis Erfolg mit der 68er Bewegung zu tun hat. Es handelte sich um die späte Heimholung der Revolte ins Reich der Fiktion.“ Wir sagen's denn auch nur einmal: Heim ins Reich, Schimanski! Und um Viertel vor zehn hängt der Parka dann wieder kalt am Bett!
(ARD, 20.15 Uhr)
Blink – Tödliche Augenblicke
Gemein wie das Kino nun mal ist, verübt es lustvoll Anschläge aufs Augenlicht, gerade weil es vom konzentrierten Blick lebt – hallo Zuschauer, wart' nur, bis es dunkel wird. Im hier angesprochenen Thriller erlernt die Violinistin Madeleine Stowe nach einer Augenoperation mühsam das Sehen, wird blinzelnd Zeugin eines Mordes und zweifelt als Ungeübte an der eigenen Wahrnehmung. So auch unsereins, das unten im Parkett bang die Hände vor die Augen schlägt.
(RTL 2, 20.15 Uhr)
Harald Keller
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