■ Politikern aufs Dach steigen: Copperfield fehlt noch
Wer wünschte sich nicht, im Bundestag mal den Vorhang fallen zu lassen und Politikern aufs Dach zu steigen? Beides könnte wahr werden: Verpackungskünstler Christo sieht sich seinem jahrzehntelangen Ziel, den Reichstag zu verhüllen, ein Stückchen näher. Der Bundeskanzler erklärte, daß er sich heraushalten werde. Nach Christos Angaben will Kohl das Bundestagspräsidium entscheiden lassen – und Chefin Rita Süssmuth ist Befürworterin der Verhüllung.
Erfreuliches berichtete Christo auch von einem, der ähnlich viel mit Kunst zu tun hat wie der Kanzler: Bergsteiger Reinhold Messner, dessen Klettereien niemanden mehr interessieren, will ganz nach oben, auf das Zentrum der Macht. Der Selfmade-Yeti will Bergsteiger anführen, die Christos Stoffbahnen auf das Dach des Reichstages hieven. CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky ist begeistert: Die Politik solle die „Chance wahrnehmen, eine Synthese zwischen Geschichtsbewußtsein und Kunst zu ermöglichen“.
Welchen Part der kraxelnde Langweiler dabei einnehmen soll, bleibt unklar. Aber den Reichstag auch aus Gründen des Geschichtsbewußtseins zu verhüllen ist eine ausgezeichnete Idee. Ließe sich jetzt noch David Copperfield für den Coup gewinnen, könnte der Reichstag heimlich verschwinden, das DSD könnte sich durch die Entsorgung und Wiederverwertung der Verpackung sanieren. Vielleicht als Hülle für das Rote Rathaus? Christian Arns
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