Confederations Cup in Südafrika: Generalprobe mit großen Gesten
Beim Testturnier für die Fußball-WM 2010 wirken die südafrikanischen Gastgeber überfordert und gelassen zugleich.
Generalprobe mit großen Gesten
JOHANNESBURG taz Es war ein Nachmittag der großen Gesten. Am Ende der Pressekonferenz erhob sich Joseph Blatter von seinem Thron und umklammerte die Arme von Irvin Khoza, einem der mächtigsten Funktionäre des südafrikanischen Fußballs. Sie lächelten sich an, dahinter eine Wand der Sponsoren, die Kameras klickten. An jenem Nachmittag wurde im Sandton Convention Centre, einem der prunkvollsten Komplexe Johannesburgs, die Marketingmaschine des Weltfußballverbandes eine Stufe höher geschaltet - und das war erst der Anfang.
Am Sonntag hat der Confederations Cup in Südafrika begonnen, die Spiele des Gastgebers gegen den Irak und Spanien gegen Neuseeland waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Für Blatter muss die Generalprobe der WM 2010 ein Erfolg werden, die Karriere des Fifa-Präsidenten fußt auch auf den Beziehungen zu Afrika, zweimal sicherte er sich dort entscheidende Wahlstimmen.
So geht Blatter in die Offensive. Über die Vorbehalte anderer Nationen sagte er: "Wir sind hier, um den Kontinent zu ehren und den Afrikanern zu Gerechtigkeit zu verhelfen für alles, was sie für den Fußball getan haben." The Star, eine der wichtigsten Zeitungen Südafrikas, beförderte den Schweizer daraufhin zu einem wichtigen Kämpfer gegen die unmenschlichen Rassisten und Neider Europas.
Der Kontrast zwischen der europäischen und afrikanischen Meinungsbildung ist schon nach wenigen Tagen in Johannesburg zu erkennen. Abseits der geschönten Wahrheiten ist die Welt der Fifa nicht annähernd so rosa. Bei keinem anderen Turnier dürfte der Kontrast zwischen Mentalitäten des Verbandes und der heimischen Organisatoren so groß gewesen sein. "Die meisten Entscheidungen werden getroffen, wenn es fast zu spät ist", sagt ein Berater der Fifa. "Einheitliche Regeln gibt es kaum." Wichtig sei, dass der deutsche Gastgeber der WM 2006 übertroffen werde. So wurde zum Beispiel das Pressezentrum am Ellis Park, dem Endspielort des Confederations Cup in Johannesburg, größer und teurer als unbedingt nötig. Dennoch soll das Baumaterial des Zeltes eine nachhaltige Nutzung für 2010 unmöglich machen. Verwunderlich ist es nicht, dass die WM-Kosten insgesamt vielfach gestiegen sind.
Ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie sehr die Südafrikaner noch mit sich selbst beschäftigt sind. Sie sind überfordert, wirken aber dennoch gelassen. Die Beschilderungen, die Qualität der Stadionrasen, die Koordination der Sicherheitskräfte und die Stromversorgung lassen noch zu wünschen übrig. Gäste aus Übersee ohne Auto, Navigationssystem und reichlich Geduld sind aufgeschmissen. Es kann passieren, dass ein Ordner den Zutritt zu einem profanen Mannschaftstraining verweigern will, ein anderer aber am hektischen Eröffnungstag den Weg freimacht bis zum Stadionvorplatz, obwohl der Fahrer noch keine Parkgenehmigung hat. Noch sträuben sich die Südafrikaner gegen die aufgezwungene Perfektion und den Kommerzgedanken der Fifa. Das macht sie nicht unsympathisch, erfolgreich allerdings auch nicht.
Nie war der Confederations Cup so wichtig wie in diesem Jahr. In Südafrika soll sich zeigen, ob eine Infrastruktur ohne öffentliches Nahverkehrssystem und begrenzte Übernachtungskapazität mit dem zweigrößten Sportereignis der Welt zu verbinden ist. Ganz zu schweigen von der hohen Kriminalitätsrate.
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